Die 17-Jährige aus Bad Oldesloe hat es beim ersten Stormarner Band-Contest für Nachwuchs-Bands und Solo-Künstler unter die ersten 20 geschafft. Ihr Stil? “Ich halt.“

Bad Oldesloe. Lela Johns ist leider schon vergeben. Ihr Begleiter heißt Ferdinand, ist gerne schick herausgeputzt und hat stets ein Gespür für den richtigen Ton. Vor knapp zwei Jahren ist Ferdinand bei der 17-Jährigen in Bad Oldesloe eingezogen. Jetzt nimmt der große Flügel aus dunkelbraun glänzendem Holz eine Ecke im Wohnzimmer der Familie ein. "Ich spiele jeden Tag", sagt Lela Johns. "Und wenn ich mal unterwegs bin, klopfe ich so auf Tischen herum." Sie tippt mit den Fingern auf die Lehne des Sofas, auf dem sie es sich mit angewinkeltem Bein gemütlich gemacht hat, und wippt mit dem Kopf. "Das ist wie eine Sucht."

Hinter der Künstlerin Lela Johns steckt Sofie Faasch, Elftklässlerin aus Bad Oldesloe, die nicht nur vier Instrumente beherrscht, Lieder komponiert und singt, sondern auch Prosa schreibt. Vor Jahren habe sie in einer Geschichte die Figur der Psychologin Lela Johns entworfen, erzählt Sofie. "Das war ein bisschen ein Idealbild von mir." Mit 15 träumte sie wieder von dem Namen, wachte auf, notierte ihn und dachte: "Das klingt doch ganz cool." Seitdem wird Sofie auf der Bühne zu Lela Johns.

Ihre Leidenschaft für die Musik wurde früh geweckt. "Mein Urgroßvater war Dirigent und Pianist, meine Urgroßmutter Opernsängerin und auch meine Mutter singt - das liegt bei uns in der Familie", sagt Sofie, die mit Blockflöte begann und seit vielen Jahren auch Cello spielt. Zurzeit singt sie am liebsten ihre eigenen Songs am Klavier. Und auch Gitarre kann die Schülerin spielen. "Die ist praktischer, das Klavier kann ich ja nicht mit auf die Straße nehmen." Straßenmusik mache ihr einfach Spaß, deshalb hat sich die Sängerin schon mehrmals in Hamburg dem Urteil der Passanten gestellt. "Ich will so viel wie möglich auftreten, das Feedback vom Publikum ist mir wichtig." Die besten Tipps bekommt sie aber von ihrer Familie, erzählt sie. "Zuhause habe ich die schärfsten Kritiker." Mit ihren Schwestern und den Eltern macht sie regelmäßig Hausmusik. "Das ist total schön, hoffentlich kann ich meine Kinder später auch dafür begeistern."

Ihr Stil? Sofie runzelt kurz nachdenklich die Stirn und lächelt dann. "Ich halt." Hauptsache, keine ständige Wiederholung. Zu ihrem Repertoire zählt spanische Folklore genauso wie Jazz, Pop und Irish Folk. Sie hält nicht viel von Atemtechnik und perfekten Arrangements, ihre Songs entstehen aus dem Bauch heraus. Regeln - zumindest musikalische - sind bei Sofie da, um gebrochen zu werden. Sie sagt dazu: "Ich bin ein Anti-Musiktheorie-Mensch. Ich versuche einfach, es interessant zu machen." Genau das ist ihre Stärke. Ihr ganz eigener Stil macht sie unverwechselbar, trennt sie von der Masse der Möchtegernstars, die sich bei Castingshows im Fernsehen präsentieren.

Zu Dieter Bohlen will Sofie trotzdem - sobald sie 18 ist. "Jetzt lassen mich meine Eltern noch nicht." Richtig traurig scheint sie das nicht zu machen, sie ist sich bewusst, dass dort nicht nur Talent zählt. "Natürlich ist es blöd, dass es da mehr um die Oberweite der Kandidatinnen geht als um ihre Stimme. Aber man kann halt bekannt dadurch werden", sagt sie. "Und ich würde gern mal ausprobieren, unter welchen Bedingungen das läuft." Auf ihr Äußeres will die blonde Schülerin nicht reduziert werden. Und auch ihre Texte sollen nicht nur gute Laune verbreiten. "Ich finde es schrecklich, wenn es immer nur um Liebe und heile Welt geht." Eine gute Mischung sollte es sein. Deshalb schreibt sie auch Lieder wie "Men with Brain". "Jungs müssen doch nicht immer Helden sein, viel wichtiger ist, dass sie menschlich in Ordnung sind. Das will ich mit dem Lied ausdrücken."

22 eigene Songs hat sie mittlerweile geschrieben, den ersten im Alter von zwölf Jahren. Ein eigenes Album würde sie gerne aufnehmen, da käme der erste Preis bei MusicStorm gerade recht. Aber vor allem erhofft sie sich die Chance auf einen großen Auftritt. Und "konstruktive Kritik", wie Sofie sagt. "Da steh ich total drauf." Am schönsten sei es aber, wenn sie die Menschen mit ihrer Musik berühren könne, sagt Sofie und erzählt von einem Konzert, bei dem sie im Publikum einen jungen Mann entdeckte, der hinter seiner dunkelhäutigen, schwangeren Freundin stand und sie umarmte. "Ich habe gesungen: Es ist egal, was wir sind, wir müssen nur Hand in Hand gehen. Da haben sich die beiden ganz liebevoll angeguckt", erzählt Sofie. "Das war ein wunderschöner Moment."

Musik ist ihr Leben, sagt die junge Sängerin. "Ich glaube, ich werde das immer machen." Ihr Beruf müsse es aber nicht unbedingt werden. "Mein vernünftiger Weg heißt Studium. Ich will was im Bereich Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft studieren und Politikerin werden. Ich diskutiere gern und bin unzufrieden damit, was für Jugendliche getan wird. Deshalb will ich selbst etwas ändern." Und die Alternative zum "vernünftigen Weg"? Sofie grinst. Sollte Lela Johns einmal richtig erfolgreich sein, gäbe es natürlich nur ein Ziel: "Dann werde ich Superstar."