Lukas Breuer aus Bad Oldesloe hat es beim ersten Stormarner Band-Contest für Nachwuchs-Bands und Solo-Künstler unter die ersten 20 geschafft. Sein Mitstreiter Jerre Hartz lebt vorübergehend in Texas.

Bad Oldesloe. "Sie ist ein echter Glücksgriff. Sie sieht geil aus und ist mir die Liebste von allen." Lukas Breuer gerät ins Schwärmen, wenn er von seiner roten E-Gitarre erzählt. "Sie macht einen tollen Sound und lässt sich klasse spielen." Wenn er nicht an seiner "Roten", wie er sie liebevoll nennt, zupft, spielt der 19 Jahre alte Abiturient aus Bad Oldesloe auf einer der vier anderen Klampfen, die er besitzt. Im Durchschnitt zwei Stunden am Tag.

"Ohne Gitarre geht es einfach nicht", sagt Lukas. Er klingt ernst bei diesen Worten. Als spräche er von einer Medizin, die er jeden Tag benötigt. "Das Gitarrenspiel ist mein Ausdrucksmittel. Ich kann es meiner jeweiligen Laune anpassen." Bei guter Laune drehe er den Verstärker voll auf. Wenn er bedrückt sei, zupfe er nur so ein bisschen vor sich hin. Als er mit seinem Kumpel Jerre Hartz den Song eingespielt hat, mit dem sich die zwei als "Red House Session" bei MusicStorm beworben haben, hatte Lukas gute Laune. "Es ist ein Jazz-Rock-Stück, das aus Spaß an der Musik entstanden ist", sagt er. Es ist eines der wenigen Instrumentalstücke, die bei Stormarns erstem Musik-Contest eingereicht worden sind. "Unser Song schreit nicht nach einer Stimme. Sie würde nur ablenken." Es sei ein Gute-Laune-Lied, das eine gewisse Leichtigkeit transportiere. "Aber es ist kein Sommer-Hit à la Marc Medlock. Die Mitgröl-Parole fehlt bei unserem Lied." Lukas grinst unter den braunen Ponysträhnen hervor, die ihm ständig ins Gesicht fallen. "Dafür kann man unseren Song gut pfeifen."

Ihr Projekt "Red House Session" haben die beiden Jungs erst im Sommer 2009 gegründet. "Unser Name ist aus einem ganz simplen Grund entstanden", sagt Lukas. "Jerre wohnt in einem roten Backsteinhaus - und dort haben wir unsere Lieder aufgenommen." Kennengelernt hat sich das Duo vor zwei Jahren in der Jazzband der Theodor-Mommsen-Schule. "Jerre spielt Schlagzeug. Nach den Proben haben wir immer noch zusammengehockt und auf unseren Instrumenten rumgedaddelt." Dabei sei der Funke sofort übergesprungen. Bislang haben "Red House Session" eine Handvoll Songs aufgenommen. "Aber wir haben noch jede Menge Stücke im Kopf", fügt Lukas hinzu.

Proben können die beiden jungen Männer momentan nicht. "Jerre ist für ein Austauschjahr in Texas und kommt erst Ende Juni wieder. Falls wir ins Finale kommen, wäre der Gig im Ahrensburger Schlosspark unser erster Auftritt." Per E-Mail halte er seinen Kumpel auf dem Laufenden. "Es ist schon eine Sensation, dass wir unter Stormarns 20 besten Nachwuchsbands sind", sagt Lukas. "Und es wäre natürlich eine coole Sache, wenn wir es unter die letzten sechs schaffen würden." Der junge Mann blinzelt mit nachdenklicher Miene in die Sonne. "Aber ich glaube, ein Song ohne Gesang hat weniger Chancen. Wir bedienen eine Nische - entweder wir treffen mit unserem Lied den Nerv. Oder nicht."

Und wer trifft bei ihm den Nerv? "Jimi Hendrix", antwortet er wie aus der Pistole geschossen. "Er ist der wichtigste E-Gitarrist aller Zeiten." Hendrix habe für Gitarristen alle Türen geöffnet. Lukas entdeckte seine Liebe zum Strom-Gitarrenspiel mit 13 Jahren. Damals kaufte er sich von seinem Konfirmationsgeld seine erste E-Gitarre. "Auslöser war der bekannte Riff in dem Deep-Purple-Song 'Smoke on the Water'", sagt der Schüler. "Der hat mich total geflasht, als ich das Lied mit zwölf das erste Mal gehört habe." Heute sei es verpönt, die prägnante Akkordfolge zu spielen, weil sie keiner mehr hören könne. Aber damals löste der Riff den Wunsch aus, selbst Gitarre spielen zu können. "Es wäre echt cool, wenn ich später mit der Musik meine Brötchen verdienen könnte", sagt er. Sehnsucht schwingt in seiner Stimme mit. Sehnsucht nach der Bühne. Nach großen Auftritten. "Ein Traum wäre, als Profi-Musiker in Top-Bands mitzuspielen. Jan Delays Band 'Disko No.1' ist zum Beispiel eine Combo, in der alle Musiker Meister ihres Instruments sind." Ehrfürchtig sieht Lukas aus, wie er da so auf den Holzstufen der Terrasse sitzt und über Künstler spricht, die ganz oben im Musikbusiness mitmischen. Ob er es auch schafft, irgendwann da oben mitzuspielen, weiß er nicht. "Auf jeden Fall werde ich fleißig üben."

Die Terrasse, vor der sich saftig grüne Wiesen erstrecken, ist einer der Orte, an denen Lukas besonders gern an seiner Technik arbeitet und neue Melodien ausprobiert. "Vor allem wenn die Sonne scheint, ist der Platz hier klasse. Da kommt ein bisschen Woodstock-Feeling auf." Ohne die Musik wüsste er gar nicht, was er machen würde. Lukas zuckt mit den Schultern und sagt: "Ohne sie wäre es im Leben einfach sterbenslangweilig."

Langeweile wird bei ihm nach dem Abitur sicher nicht aufkommen. Zumindest nicht, wenn alles nach Plan läuft. "Ich suche gerade eine Zivi-Stelle im Ausland", sagt Lukas. Am liebsten würde er nach Kanada, wo er sein Englisch verbessern könnte. "Die USA wären zwar auch möglich - aber da geht es mir zu konservativ zu. Kanada ist ein größeres Abenteuer." Was er alles in die Ferne mitnehmen wird, darüber hat sich Lukas noch keine Gedanken gemacht. Nur eins steht fest. "Die rote E-Gitarre muss definitiv mit." Klar. Wer will schon ohne seine Liebste reisen?