Beim ersten Stormarner Musik-Contest für Solokünstler und Nachwuchsbands haben es die drei jungen Musiker unter die letzten 20 geschafft.

Tremsbüttel, Fischbek. "Als wir uns das erste Mal bei einem Schauspiel-Workshop getroffen haben, mochten wir uns gar nicht," erzählt Lennart. In einem Hollywoodfilm wäre das eine gute Voraussetzung, dass die Beteiligten später unzertrennbar werden. Und auch bei Michel Jotzer, Lennart Hamann und Niklas Klinger von der Band "Wakuhum" hat es irgendwann Klick gemacht. Genau genommen, zwei Jahre später, im Sommer 2009, als sich die drei Nachwuchsschauspieler wieder bei einem Workshop trafen. "Dann stimmte die Chemie", fasst es Lennart zusammen.

Seitdem überwinden sie - ganz filmreif - alle Hürden, die der gemeinsamen Musikkarriere im Wege stehen könnten. Das ist vor allem die räumliche Entfernung. Zum Proben packen der Tremsbütteler Niklas und Michel aus Bad Bramstedt ihre Taschen und reisen bis nach Fischbek, wo sie bei Lennart zu Hause gemeinsam ein Wochenende lang Musik machen und dazu viel essen. "Das ist ganz wichtig", sagt Niklas. "In unseren Texten geht es eigentlich auch zu 99 Prozent ums Essen." Ein paar Beispiele: "Backen ohne Eier", "Marzipan" oder "Meine magere Mieze", ein Song über eine magersüchtige Katze. Klingt komisch? Ist auch so gewollt, denn Wakuhum vertritt die selbst geschaffene Musikrichtung "Klamauk-Rock". Das habe in der Musikwelt noch gefehlt, sagt Michel. "Wir wollten was Ungewöhnliches machen. Außerdem macht uns das einfach Spaß."

Ihre Musik soll aber nicht auf witzige Texte beschränkt sein. Das ist ihnen wichtig. "Wir sind auch tiefgründig, wir wollen niveauvoll unterhalten", betont Michel. Und Lennart wirft ein: "Nicht nur Klamauk, auch Gesellschaftskritik." Das ist natürlich keine leichte Aufgabe, die Musik erfordert ihre ganze Aufmerksamkeit. Für Freundinnen ist da keine Zeit. Niklas macht sich die Mühe, diese Selbstverständlichkeit zu erklären: "Bands und Bräute passen einfach nicht zusammen." Lennart legt noch nach, zieht Nirvana und die Beatles zum Vergleich heran. "Viele bekannte Bands wurden durch Frauen zerstört." Also lassen die drei lieber die Finger davon. Sonst haben sie aber nichts gegen Mädchen, versichert Lennart, im Gegenteil. "Wir sind eigentlich eine feministische Band." Vor allem eine, die viel Spaß an der Musik hat.

"Ich hab soviel Müll im Kopf", sagt Lennart. "Die Musik ist mein Ventil für Kreativität." Dass nur Gitarrist Michel wirklich ein Instrument spielt, hat die Schüler bei der Bandgründung nicht gestört. Lennart kann mittlerweile immerhin das Shake Egg, eine eiförmige Rassel, im Takt schütteln. Sonst setzen die drei ganz auf ihre Stimmen. Und auf ihre Texte. Die entstehen übrigens immer im Kollektiv, wie die Jungs versichern. "Wir sammeln alle Ideen und werfen sie zusammen, wenn wir uns sehen", sagt Niklas. Jetzt wird klar, warum die drei beim Reden kaum einmal eine Pause machen, fast jeden Satz kommentieren und immer wieder Halbsätze aus Songideen einwerfen. Die kreativen Köpfe laufen auf Hochtouren, sobald sie alles loswerden dürfen, was sich angestaut hat. Gesammelt wird alles, was ihnen Schräges, Lustiges oder Skurriles über den Weg läuft - im "Ideenbuch" (Michel), in einer Computerdatei namens "Schmierzettel.txt" (Lennart) oder einfach "im Kopf" (Niklas).

Beim Zusammenwerfen von Ideen entstand auch der Bandname. "Baum, Raum, Luftleerer Raum, Vakuum", fasst Niklas das Brainstorming zusammen. "Aber so normal konnten wir uns nicht schreiben, das kann man ja gar nicht googeln." Und das wäre ja schade gewesen. Also wurde aus Vakuum der Fantasiename Wakuhum. Ganz einfach und unverwechselbar im Internet zu finden. Die drei wollen mit ihrem Klamauk-Rock schließlich berühmt werden. Aber nicht zu sehr, meint Michel. "Am liebsten wären wir ein Geheimtipp. Ein bekannter Geheimtipp." Bewundernde Blicke von seinen Bandkollegen, besser hätten sie es nicht ausdrücken können. Rein ins Ideenbuch damit, vielleicht ist es gutes Material für das Drehbuch zum Film über die Anfänge der weltberühmten Band Wakuhum.

Er hasse es, ernst zu sein, sagt Michel. "Ich bin ein lustiger Mensch." Das werde aber manchmal zum Problem, fällt ihm Lennart ins Wort. "Wenn ich schlecht gelaunt bin, habe ich keine Lust auf Michels gute Laune. Das ist dann wie ein Ehestreit. Und Niklas ist das Kind."

Die Rollen sind also klar verteilt. Lennart muss über seine eigene Familientheorie lachen. "Nein, Quatsch. Niklas ist zwar der Jüngste, aber er ist trotzdem ein vollwertiges Bandmitglied. Er darf nur weniger singen." Kurze Pause, die Jungs gucken sich an, prusten dann los. Und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Lennart: "Jetzt mal im Ernst: Wir haben keine Band-Hierarchie. Wir sind alle cool." Harmonie pur im Hause Wakuhum. Dass sie sich früher so gar nicht ausstehen konnte, haben die drei längst abgehakt. "Wir sind nicht nur beste Freunde geworden", sagt Lennart. "Wir lieben uns."