Für die Jungs “Touch Down Hero“ ist Musik das Größte im Leben. Bargfelder Janis Blanck und seine vier Freunde haben es beim ersten Stormarner Band-Contest unter die besten 20 geschafft.

Bargfeld-Stegen/Hamburg. Ein kleiner fensterloser Raum in einem grauen Bunker mit dunklen Gängen ist ihr Paradies. Der Ort, an dem sie sich pudelwohl fühlen. Kreativ sind. Die Zeit vergessen. Die fünf Jungs von "Touch Down Hero" lieben es, in ihrem düsteren Proberaum im Hamburger Musik-Bunker Songs einzustudieren. "Hier können wir auf Null fahren. Einfach nur Band sein", sagt Johnnie Denk, der 21 Jahre alte Gitarrist. "Zusammen Musik zu machen - das ist, wie den Reset-Knopf des alltäglichen Lebens zu drücken."

Zweimal pro Woche treffen sich "Touch Down Hero", die ihren Namen mit "Held der Schulmannschaft" übersetzen, im Bunker. "Das sind die Höhepunkte der Woche", sagt Johnnie. Obwohl die Band erst seit gut einem Jahr existiert, sind die Jungs eine eingeschworene Truppe. Eine Einheit. Ihre Rock-Elektro-Post-Hardcore-Musik hat sie zusammengeschweißt. "Wir vertrauen uns zu 100 Prozent", sagt David Kinter. Der 20 Jahre alte Gitarrist, der gerade sein Abitur in Hamburg macht, sieht seinen Gesprächspartner sehr ernst an. Und überhaupt huscht nur selten ein Lächeln über sein Gesicht. Weil Musik eine ernste Sache für den Blondschopf ist. Weil sie mehr ist als nur ein Hobby. "Ich lebe für Musik" sagt er. Er wache mit ihr auf und schlafe mir ihr ein. "Meine Gitarre ist meine wertvollster Besitz", sagt er, und sein Blick hellt sich auf, als er beinahe zärtlich über das Instrument streichelt. "Als meine Schulnoten eine Zeit lang ziemlich schlecht waren, haben mir meine Eltern damit gedroht, mir meine Gitarre wegzunehmen", erinnert sich David. "Ich hätte mich eher rausschmeißen lassen, als das zuzulassen."

Um den Traum zu verwirklichen, das Leben ganz auf die Musik auszurichten, hat Schlagzeuger Timo Selent sogar seine Lehre abgebrochen. "Meine Eltern waren in der Schifffahrtsbranche tätig. Eine Branche, die in ihren Augen Zukunft hatte", sagt der dünne 21-Jährige aus Henstedt-Ulzburg. Er habe eine Lehre zum Seegüter-Kontrolleur begonnen. "Aber nach sechs Monaten habe ich sie geschmissen", sagt Timo und grinst zufrieden. Es scheint für den jungen Mann, dem ständig die Pony-Strähnen ins Gesicht fallen, die beste Entscheidung seines Lebens gewesen zu sein. Jetzt studiert er Schlagzeug und Klavier an der Hamburg School of Music. "Meine Eltern haben inzwischen eingesehen, dass es nicht anders geht." Musik sei eben die Nummer eins in seinem Leben.

So wie für alle Bandmitglieder. "Musik ist eine Berufung, die man hat, wenn man aus allem, was man sieht, einen Song machen will", sagt Johnnie. In den Songs von "Touch Down Hero" sei ein Stück Seele von jedem Bandmitglied. "Wir machen unsere Musik nicht aus blinder Geldgier", betont der Medientechnik-Student mit dem farbig, bis zum Handgelenk tätowiertem Arm. Der Gruppe ginge es nicht ums Geld. "Natürlich träumen wir auch davon, Plattenverträge zu unterschreiben, durch die Welt zu touren und ein Rockstar-Leben zu führen. Aber vor allem wollen wir Spaß haben. Und unsere Fans sollen Spaß haben und nach unseren Auftritten zufrieden nach Hause gehen", sagt Johnnie. "Wenn wir auf der Bühne stehen, die großen Scheinwerfer angehen, wir geblendet sind - dann schießt das Adrenalin hoch und wir wollen nur noch unser Bestes geben." Rund 20 Auftritte haben sie bisher absolviert, unter anderem in der Hamburger Markthalle und im Logo. Am 8. Mai haben sie einen Gig beim Far North Festival im Sportland in Flensburg.

Und wie würden die Jungs, die gerade eine komplett neue Songliste erarbeitet haben, ihre Fans beschreiben? "Die sind cool", fasst der 18-jährige Bassist Philip Brandes kurz und knapp zusammen. Johnnie wird etwas konkreter: "Wenn unsere Fans Schlüpfer auf die Bühne werfen würden, könnte man damit nicht Fallschirm springen." Klar, dass sich viele hübsche Mädels im Publikum tummeln. Denn "Touch Down Hero" haben auch ein paar Liebeslieder in ihrem Repertoire. "Aber nicht mit so plumpen Ich-liebe-dich-Texten", sagt Janis Blanck. Der 20-Jährige, ein Zivi aus Bargfeld-Stegen, ist der Frontmann der Gruppe und bei den weiblichen Fans sicher nicht nur wegen seines Gesangstalents so beliebt. Hoffnungen können sie sich bei dem smarten Sänger mit dem süßen Lächeln allerdings nicht machen. "Ich bin vergeben", sagt Janis und lächelt ganz verliebt. Er hätte das gar nicht erwähnen müssen. "Loyal To The Girlfriend" steht in großen Buchstaben auf seinem T-Shirt.

"Won't go home without you" sei einer seiner neuen Songs. "Ich habe ihn für meine Freundin Louise geschrieben", sagt Janis. Sie sei es auch gewesen, die zuerst von MusicStorm, Stormarns erstem Musik-Contest, gehört hat. "Viele Wettbewerbe sind pure Geldmache. Aber bei MusicStorm geht es um die Musik. In der Jury sitzen bekannte Leute, die echt Ahnung haben", sagt Janis. Seine Band werde alles geben, um beim Open-Air-Konzert am Ahrensburger Schloss dabei zu sein. Auf seine gewohnt unverblümte Art fügt Johnnie hinzu: "Wir werden uns den Allerwertesten aufreißen - darauf können die Jurymitglieder ihre Sessel verwetten."

Johnnie und seine vier Kollegen glauben an ihre Musik. Es vereint sie ebenso wie der Spaß daran, gemeinsam zu spielen. "Eine Band zu haben, ist wie eine Ehe", sagt Johnnie. Und er verbringe mit den Jungs die meiste Freizeit. "Egal, ob ich mal ein weltberühmter Rockstar oder dreifacher Familienvater bin - ich will immer mit der Band Musik machen." In dem kleinen Proberaum im Bunker. Dem Paradies von "Touch Down Hero".