Mit ihrem Akustik-Pop-Songs wollen es die Musiker bis zum Open-Air auf der Ahrensburger Schlossinsel schaffen. Mit Liedern, die Mädchenherzen höher schlagen lassen.

Ahrensburg. Es passiert ganz plötzlich. "Meistens spätabends. Wenn ich im Bett liege und kurz vorm Eindösen bin." Genau in diesen Momenten kommen Marco Hülser Ideen für neue Songs. "Ich stehe dann wieder auf und schreibe alles sofort auf", sagt der 17-jährige Schüler mit dem rotblonden Wuschelkopf. Klar. Diese Augenblicke gilt es zu nutzen. Schließlich kommt Kreativität nicht auf Knopfdruck, sondern spontan.

Marco singt in der Band "Almost Friday", die sich vor gut einem Jahr gegründet hat. Den Namen, der so viel wie "Beinahe Freitag" bedeutet, haben die fünf Bandmitglieder nicht ohne Grund ausgewählt. "Wir sind alle Alltagsmuffel", sagt Nils Geib, der ebenfalls in der Combo singt. "Die Zeit zwischen Montag und Donnerstag wollen wir möglichst schnell rumkriegen." Denn an diesen vier Tagen sehnen sich die Schüler nur nach einem: dem Wochenende. "Das verbringen wir mit Konzertbesuchen und Partymachen", sagt Nils (18) und streift sich lässig ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Oder sie machen zusammen Musik. Genauer gesagt: Akustik-Pop. Noch genauer gesagt: Melancholisch-chillige Songs, mit denen die charmanten Bengels die Herzen der Mädchen blitzschnell höher schlagen lassen und sie zu "Sind-die-süüüß"-Getuschel animieren. Kreisch- und Ohnmachtspotenzial: hoch bis sehr hoch.

Wenn die Jungs gefragt werden, ob ihnen der Musiker-Status hilft, Mädels kennenzulernen, antworten sie jedoch nur zögerlich. "Naja, wenn ich erwähne, dass ich in einer Band spiele, ist es manchmal schon einfacher, ein Mädchen kennen zu lernen", sagt Marco. Aber eigentlich versuche er lieber, so zu überzeugen. Nils ist da pragmatischer. "Ich erzähle immer als erstes, dass ich in einer Band singe. Das kommt gut an bei den Frauen", sagt er und grinst breit.

Trotzdem zählen für die "Almost-Friday"-Mitglieder andere Dinge viel mehr, als die Damenwelt zu verzücken. Für die jungen Männer stehen der Spaß und die Freude an der Musik an oberster Stelle. "Es ist ein Ausdrucksmittel. Mit dem kann ich mich oft besser verständigen als mit bloßen Worten", sagt Nils. Er plappert diese Sätze nicht einfach so dahin, sondern wählt sie mit Bedacht aus. Verleiht seiner Stimme einen ernsten Tonfall. "Musik füllt mein Leben aus. Sie bedeutet mir fast alles." Schon als Kind habe er Musik gemacht. Ebenso wie seine Bandkollegen. "Ich habe mit der Blockflöte angefangen und im Knabenchor gesungen", sagt Marco. Als er das Wort Blockflöte ausspricht, wirkt er kurz verlegen. Zugegeben: Das hölzerne Blasinstrument rangiert auf der Liste der coolen Instrumente eher zwischen Triangel und Xylofon. Aber Marco pfeift darauf. Ebenso wie Simon Fröhlich, der Cellist der Band. Der 19-Jährige macht seinen Rücken gerade und sagt: "Ich bin sogar stolz darauf, mal Flöte gespielt zu haben." Es sind Sätze wie diese, die die Band so sympathisch machen.

Und ihre Bodenständigkeit. Erfolgserlebnisse, wie etwa vor kurzem ihr Auftritt im Hamburger "Logo" beim Emergenza-Nachwuchsfestival, lassen sie nicht gleich abheben. "Klar wünschen wir uns, mal auf einem großen Festival wie 'Rock am Ring' zu spielen. Aber wir setzen uns lieber realistische Ziele", sagt Nils. "Demnächst mal in der Markthalle in Hamburg ein Konzert zu geben - das wäre schon geil", sagt Freddy Lucht. Der 17-jährige Ahrensburger spielt Cajon. Ein Percussion-Instrument aus Peru, das aussieht wie eine Holzkiste - und "Almost Friday" zusammen mit dem Cello von anderen Bands unterscheidet.

Statt über den Traum zu reden, irgendwann mal einen Plattenvertrag zu unterschreiben, quatschen die Jungs lieber über das Hier und Jetzt. Schwärmen von ihrem Gig im "Logo" (Nils: "Es ist ein cooles Gefühl, auf der derselben Bühne zu stehen wie Bands, die wir krass verehren"). Und davon, bei MusicStorm unter die letzten 20 Bands und Solokünstler gekommen zu sein. "Jetzt hoffen wir natürlich, auch zu gewinnen", sagt der 18-jährige Fritjof Gidion, der Gitarrist der Gruppe. "Es wäre aber auch schon super, unter die letzten sechs Bewerber zu kommen und beim Konzert dabei zu sein." Das sei bestimmt eine tolle Erfahrung. Freddys Vater habe die Idee gehabt, sich bei Stormarns erstem Musik-Contest zu bewerben. "Er hat es in der Zeitung gelesen, und wir waren sofort begeistert von dem Wettbewerb", sagt Freddy. "Weil die Jury-Mitglieder bekannt und die Preise reizvoll sind."

Großes Lampenfieber haben die fünf jungen Männer von "Almost Friday", die bisher rund zehn Gigs hatten, vor ihren Auftritten nicht. Nach dem ersten Lied seien sie locker. "Unsere Songs sitzen inzwischen zu 100 Prozent. Wir freuen uns einfach nur wahnsinnig, auf der Bühne zu stehen und haben Riesen-Spaß da oben", sagt Marco, und es klingt, als wolle er sich am liebsten sofort das Mikrofon schnappen und loslegen. "Wenn wir merken, dass die Leute begeistert sind - das ist der coolste Moment. Wenn sie tanzen. Feuerzeuge in der Luft schwingen. Wir sie mit unserer Musik mitnehmen können." Gänsehaut-Momente, die die fünf Jungs in Begeisterung versetzen. Sie beflügeln. Marco lächelt und sagt: "Das sind eben Momente, die wir total genießen."