Die sechs Jugendlichen haben es beim ersten Stormarner Contest für Nachwuchskünstler unter die ersten 20 geschafft. Ihr Repertoire reicht von Romantik bis Rock.

Wentorf. Das Lied war gerade erst fertig aufgenommen. Noch am selben Abend schickte Svenne Freund es bei MusicStorm ein. "Das war am letzten Tag der Bewerbungsfrist", erzählt der 18-jährige Gitarrist und Sänger der Band "Cemy". "Und wir wussten gar nichts davon", wirft Torben Neumann ein klein wenig entrüstet ein. Aber eigentlich ärgert ihn das gar nicht, schließlich sind die sechs von "Cemy" jetzt in der nächsten Runde dabei. Und das mit den disziplinierten Absprachen, das ist sowieso nicht so die Sache der Bandmitglieder.

"Wenn wir uns zusammen tun, kommt eigentlich immer was Albernes dabei raus", gesteht Svenne verschmitzt. Von seiner spontanen Aktion erzählte er seinen Freunden natürlich sofort am nächsten Tag im Bandkeller. Die waren begeistert, den Alleingang nahmen sie Svenne nicht übel. "Nur, wie wir jetzt das Video drehen sollen, wissen wir noch nicht so genau", sagt Inga Reindwardt. Aber ihre Freunde gucken zuversichtlich. Keyboarder Marten Schütze ist sich sicher: "Das schaffen wir schon."

"Wir haben uns vor drei Jahren für ein Konzert spontan zusammen getan", erzählt Madita Wolf. Der Bandname entstand damals bei einem schnellen Brainstorming im Chemieunterricht. Heraus kam erst "Kemie" - ausgesprochen wie "Chemie" im Süddeutschen. "Inga und ich wollten das aber irgendwie cooler schreiben", erzählt Madita. Also: "Cemy". Das passe ganz gut, meint Svenne grinsend: "Bei uns stimmt eben einfach die Chemie." Seitdem sind die Freunde schon oft aufgetreten. "Das tollste Konzert war aber auf der Hafenmeile Bergedorf", erzählt Svenne mit leuchtenden Augen. "Richtig cool", meint auch Marten. Und Madita hat noch die große Bühne und die vielen Besucher vor Augen. "Das war echt das Größte." Dass das mit ihnen so gut klappte, war gar nicht so überraschend. Immerhin hatten sie alle Erfahrung im Musikmachen. "Wir waren in speziellen Bandmanagement-Klassen", sagt der Wentorfer Svenne. Durch dieses Musikprofil an der Gesamtschule Bergedorf spielten die Schüler schon in drei verschiedenen Bands. "Aber jetzt bei Cemy passen wir einfach zusammen", sagt Madita. Obwohl sie alle sehr unterschiedlich seien. "Svenne ist der Musikfreak", beschreibt sie den Gitaristen. "Marten und Torben sind die Spaßvögel."

Sie selbst sei für ihre Unpünktlichkeit berühmt-berüchtigt. "Inga ist unsere hübsche, ruhige Bassistin und Jan ist der Coole", sagt Marten. Genauso abwechslungsreich ist auch ihre Musik. "Wir experimentieren gerne und machen alles, was uns gefällt", sagt Svenne. "Unser Stil?" Madita lacht fröhlich. "Ach, wir machen alles gern: Rock und Pop, Indie, manchmal auch ein bisschen Ska..." Und auch Pop-Balladen seien dabei, wirft Inga ein. Zum Beispiel die Liebesballade 'You and Me'. "Stimmt", sagt Madita und fängt an zu summen. Sie schreibt die Texte, die Ideen dazu entstehen aber fast immer in der Gruppe. "Wir suchen gemeinsam ein Thema und dann versuche ich, was darüber zu schreiben", sagt die Sängerin.

Die erzählten Geschichten sind meistens frei erfunden. "Aber unbewusst fließen wohl auch Sachen ein, die wir erlebt haben." Wie der Sommernachmittag im Park, den die sechs gemeinsam in der Sonne verbrachten. "Da ist unser erstes Lied entstanden", erinnert sich Torben und lacht. "Ganz spontan natürlich." Vorher hatten sie nur Cover-Songs gespielt. Mit "Straßenlaterne" begannen sie eigene Stücke auszuprobieren.

Dabei herausgekommen ist melancholisches ("Better without you"), rockiges ("No Name" - da seien sie "etwas unkreativ" gewesen, gibt Madita leicht zerknirscht zu) und Fantasievolles. In "Red, Gold and Pink" will ein Mann die graue Welt um sich herum verändern. "Er wünscht sich mehr Farben im Leben", sagt Madita. Inspiration könnte der Bandraum gegeben haben. Immerhin probt "Cemy" im Bergedorfer Haus der Jugend, auch "Pink Haus" genannt - und in ihrem Kellerraum sind sie von knallgelben Wänden umgeben.

Maditas Farbauswahl für das Lied üben den traurigen Mann wurde von ihren Bandkollegen allerdings nicht uneingeschränkt begrüßt. "Musste es unbedingt Pink sein?" Torben zieht hinter seinem Schlagzeug die Augenbrauen hoch. Dann stupst er Madita an und lacht. "Ich mach doch nur Spaß!" Eigentlich verstehen die sechs sich richtig gut. "Seit wir zusammen Musik machen, sind wir eng befreundet", sagt Madita. Das sei natürlich toll, versichert Svenne. Aber die Proben seien manchmal auch anstrengend, weil sie sich soviel zu erzählen hätten und gar nicht zum Spielen kommen. "Wir lenken uns ständig gegenseitig mit albernen Sachen ab." Beim Videodreh wollen sie aber disziplinierter sein. Auch, wenn der Clip vielleicht doch erst kurz vor Ablauf der Frist fertig sein wird.