Kieler Meeresforscher vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) setzen Forschungsarbeiten bei den Kapverdischen Inseln fort.

Warum ist die Region rund um die Kapverdischen Inseln eigentlich so interessant für die Forscher vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) aus Kiel? Dort werden für viele noch ungeklärte Fragen der Meeresforschung Antworten gesucht. Einige Beispiele: Durch Staubeintrag aus der Sahara wird der subtropische Nordostatlantik mit Eisen angereichert. Dieser Dünger begünstigt das Wachstum des Phytoplanktons, das für die Aufnahme von Kohlendioxid verantwortlich ist. Viele Details der damit verbundenen Stoffkreisläufe sind noch nicht verstanden. Hierfür sind kontinuierliche Beobachtungen notwendig.

Das Gebiet der Kapverden ist ferner eines der Gebiete der Weltozeane, in den großflächig sehr niedrige Sauerstoffgehalte in Tiefen von einigen Hundert Metern. Diese lebensfeindlichen Gebiete weiten sich aus noch nicht geklärten Gründen zunehmend aus. Wie auch beim Problem der Ozeanversauerung, wird hier die vom Menschen verursachte Klimaveränderung als einer der möglichen Gründe gehandelt.

Überdies ist der tropische Ostatlantik ein Gebiet mit sehr komplexen Strömungssystemen und spielt für die globalen Transporte im Weltozean eine entscheidende Rolle. Langzeitbeobachtungen sind notwendig, um das Verhalten der Meeresströmungen zu verstehen und zu quantifizieren.

Alle diese Fragestellungen werden von Wissenschaftlern IFM-Geomar seit Jahren intensiv bearbeitet. Gemeinsam mit Forschergruppen an der Kieler Christian-Albrechts Universität wurden Schwerpunktprogamme wie der Sonderforschungsbereich 754 "Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im Tropischen Ozean" und der Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" eingerichtet, um in interdisziplinärer Zusammenarbeit die Fragestellung möglichst umfassend zu bearbeiten.

Die Forschungsexpedition M80 mit dem deutschen Forschungsschiff "Meteor" ist eine der großen Messkampagnen im Rahmen des SFB 754. Schon bei der Beantragung des Projekts im Jahre 2007 wurde diese Expedition mit aufgenommen, denn die Vorlaufzeiten für solche großen Unternehmungen sind lang und erfordern jahrelange Vorplanungen. Der Antrag auf Schiffszeit mit der detaillierten Beschreibung des Forschungsprogramms ging dann in ein Planungsgremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach positiver Begutachtung wurde die Fahrt dann in die Schiffsplanung für die "Meteor" mit aufgenommen. Hierbei wird versucht, alle bewilligten Expeditionen logistisch möglichst optimal zu planen. Lange und teure Transitzeiten sollen dabei ebenso vermieden werden, wie nicht zum Untersuchungsprogramm passende Jahreszeiten oder gar Expeditionen mit einem hohen Wetterrisiko (z.B. Winterexpeditionen im Nordatlantik). Knapp zwei Jahre vor der Expedition ist der Plan fertig und die Fahrtleiter können damit beginnen, die Reise zu organisieren. Da der Heimathafen meistens weder in Kiel noch in Deutschland liegt, müssen alle Ausrüstungsgegenstände Monate im Voraus per Container verschifft werden. Damit verbunden sind oft langwierige und komplizierte Zollformalitäten. Der Fahrtleiter, bei der M80, der physikalische Ozeanograph, Prof. Dr. Peter Brandt, stellt sein Team von etwa 20 Wissenschaftlern und technischem Personal zusammen. Neben erfahrenen Kollegen haben bekommen auch oft Studenten die Chance, zum ersten Mal Expeditionserfahrung zu sammeln. Jeder hat seine Aufgabe, auf See wird meist rund um die Uhr gearbeitet, um die kostbare Expeditionszeit optimal zu nutzen. So ein Schiffeinsatz kann leicht 15 000 Euro am Tag kosten, Logistik- und Reisekosten noch nicht mit eingerechnet.

Alle Geräte, die während der M80 eingesetzt werden sollen, sind vorher einer gründlicher Prüfung unterzogen worden, denn an Bord kann nur sehr begrenzt etwas repariert werden.

Die Expeditionsteilnehmer treffen sich im Vorfeld der Ausfahrt mehrmals, um das Arbeitsprogramm detailliert zu besprechen, wie z.B. den Gleitereinsatz, das Ausnehmen und Auslegen von Verankerungen oder die Positionen für die Tiefenmessungen mit Wasserschöpfern. Dieses Programm ist in einem Expeditionsheft, das zu jeder Reise der "Meteor" verfasst wird, beschrieben. In dieser "Expeditionsbibel", die meistens mehrere Fahrtabschnitte zusammenfasst (bei der M80 sind es drei) sind auch alle Fahrteilnehmer und Besatzungsmitglieder vermerkt. Bis alle dann Ende Oktober an Bord der "Meteor" in M80 eintrafen, sind seit Planungsbeginn etwa zwei Jahre vergangen. Nun hoffen alle auf gut Wetterbedingungen, störungsfreie Messungen mit erfolgreichen Ergebnissen und eine glückliche Heimkehr.