Mindelo. Das Instituto de Desenvolvimento das Pescas (INDP) liegt am Stadtrand von Mindelo. Auf dem Fußweg kommt man an halbfertig gebauten Häusern vorbei. Von den nicht fertig gestellten Dachterrassen bellen Hunde, auf einem alten Container, der an der Strasse abgestellt wurde, liegt ein verrotteter Plastikdelphin in Lebensgröße: Sinnbild, Abbild für uns über uns, oder nur ein Zufallprodukt am Rande der Stadt?

Mit dem INDP verbindet das Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften eine lange Zusammenarbeit und Freundschaft. Vor einer Woche noch besuchte der Präsident der Republik Kap Verde offiziell Deutschland. Nach der obligatorischen Begrüßung durch den Bundespräsidenten in Berlin gehörte auch ein Besuch in Kiel zum Programm. Seine Exzellenz Pedro Verona Rodrigues Pires informierte sich über die Aktivitäten des Instituts im östlichen subtropischen Atlantik. Als Anerkennung für die gute Zusammenarbeit verlieh er dem Institut den "Vulkan-Orden". Es handelt sich um die höchste Auszeichnung des westafrikanischen Inselstaats. "Ich empfinde diese Auszeichnung als große Ehre für alle Mitarbeiter", betonte Professor Herzig, Direktor des IFM-Geomar, "sie zeigt auch, welch hohen Stellenwert die Kooperation für beide Seiten hat."

Die Region des östlichen tropischen und subtropischen Atlantiks im Bereich der kapverdischen Inseln gilt als eine der Schlüsselregionen in Hinblick auf die Wirkungen globaler Umweltveränderungen. Sie ist deshalb für zahlreiche Forschungsaktivitäten des IFM-Geomar von besonderer Bedeutung. So können Wissenschaftler dort Änderungen der Ozeanzirkulation oder der Sauerstoffversorgung in den ohnehin sauerstoffarmen Gebieten beobachten. Andererseits haben die riesigen Staubeinträge aus der Sahara mit ihrem Düngungseffekt eine hohe Bedeutung für marine Mikroorganismen und die Fixierung von CO 2 im Ozean.

"Trotz der wissenschaftlichen Bedeutung der Region wurden dort schon aus logistischen Gründen bisher nur wenige Messungen durchgeführt", erklärte Douglas Wallace, Professor für Meereschemie am IFM-Geomar und Leiter des Sonderforschungsbereichs "Klima - Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean", der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Die komplexen wissenschaftlichen Fragestellungen erfordern ein regionales Engagement über lange Zeiträume. Mit dem Instituto Nacional de Desenvolvimento das Pescas (INDP) in Mindelo hat das IFM-Geomar dafür einen verlässlichen Partner vor Ort gefunden. "Wir haben bereits im vergangenen Jahr ein Kooperationsabkommen mit dem INDP geschlossen und unterstützen die Meeresforschung der Kapverden insbesondere in den Bereichen Ausbildung und Infrastruktur", erläuterte Prof. Herzig. "Der Besuch von Staatspräsident Pires und die erhaltene Auszeichnung bestärken uns in der Hoffnung, dass wir die Zusammenarbeit weiter intensivieren können". Um die Kapverden als Operationsbasis langfristig noch interessanter zu machen, sei allerdings ein Ausbau der Infrastruktur notwendig, sagte Professor Herzig weiter. "Ich bin optimistisch, dass wir zusammen Möglichkeiten finden, um hier voranzukommen".

Im INDP gibt es einen freundlichen Empfang durch das Technikteam vom gestrigen Flug. Konzentration auf das Wesentliche beherrscht die Szenerie:

Neben der Ballastierung der beiden Glider, die bis auf 10 Gramm genau sein muss, arbeitet Björn Fiedler und Sebastian Fessler vom IFM-Geomar an einem Float, der später vor den Kap Verden ausgesetzt werden soll.

Glider sind ferngesteuerte Tiefseesegler, die, einmal ausgesetzt, eigenständig durch die Ozeane "fliegen", Daten sammeln und sie über Satellit nach Kiel senden. Dr. Gerd Krahmann, einer der "Senior Scientist" im Technikteam erzählt mir, dass die ersten Glider am Anfang noch Namen bekamen:

Gerade liegt "Deepy" auf dem Labortisch. Er ist einer der ersten Glider vom IFM-Geomar und seit 2004 bis zu einer Tiefe von 1000 Meter im Einsatz. Nach der Ballastierung mit Hilfe von kleinen Bleikugeln kommt der Glider in ein Tauchbecken, das früher zur Beobachtung von Langusten und Hummern im INDP eingesetzt wurde.

Da die Ballastierung der Glider vorne, hinten, rechts und links sehr genau sein muss, können diese Vorbereitungsarbeiten nur an Land ausgeführt werden. Die Vorbereitung eines Gliders nimmt etwa einen Tag in Anspruch.