Eine Glosse von Daniela Pemöller

Barzahlung beim Autokauf lohnt sich kaum. So lautet das Fazit der Stiftung Warentest, zu lesen in der April-Ausgabe der Zeitschrift "Finanztest". Bis zu 2000 Euro könne manch Käufer einsparen, wenn er sich seinen Neuwagen zum Beispiel über eine Drei-Wege-Finanzierung erfüllt, statt echte Scheine auf den Tisch zu blättern.

Was, frage ich mich, ist nur aus dem guten alten Cash geworden? Als ich vor 17 Jahren mein erstes Auto kaufte, einen dunkelblauen Polo, bin ich mit klopfendem Herzen und Sparbuch in der Hand zu meiner Bank gegangen und habe all das mühsam Ersparte abgehoben. Dann ging es weiter zum Händler, wo ich hart und mit barer Münze verhandelt habe. Zugegeben: Mein Polo war ein Gebrauchter. Und auch Stiftung Warentest stellt fest, dass die Prozente bei den "Alten" noch heute eher bei Bargeldzahlung purzeln als auf Pump.

Trotzdem erinnert mich diese Meldung an eine junge deutsche Hotelmanagerin, die ich vor vielen Jahren in Kalifornien traf. Sie war gerade frisch nach Los Angeles gezogen und wollte sich ein neues Auto kaufen. Mit Bargeld, wie es damals in Deutschland noch üblich war. Die Amerikaner hingegen beäugten sie misstrauisch und wollten mit ihr keine Geschäfte machen. Mit Cash etwas kaufen im Königreich des Kredit-Konsums? Das riecht doch nach Kriminalität.

Während ich den Bericht bei "Finanztest" lese, flattert eine Meldung in mein Mailfach: Mercedes-Benz Bank erzielt 2010 Bestmarken bei Ertrag und Marktanteil. Das wundert mich nicht. Die besten Rabatte beim Neuwagenkauf bieten immer noch die Herstellerbanken. Das Ganze hat System. Da die Reallöhne nicht steigen, muss der Konsum auf Pump finanziert werden. Das betäubt den Schmerz der Schieflage. Denn ohne diese Kredite könnten wohl nur wenige von uns sich unsere teuren Produkte noch leisten. So aber darf auch ein Flughafenwachmann mit einem Audi TT zur Arbeit fahren.

Das klingt erst mal großartig. Aber wer sich die Tabellen beim Statistischen Bundesamt anschaut, sieht die Kehrseite dieser wunderbaren Welt: Seit 2001 schnellt die Zahl der Insolvenzen deutscher Verbraucher massiv in die Höhe. 2010 um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Religion ist schon lange nicht mehr das Opium des Volkes. Die neue Droge heißt Kredit.

+++ Zum Nachlesen: Das Postskriptum rund ums Auto +++