Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Die letzten Plätzchen sind noch nicht verdaut, und schon drücken sie auf unsere Mägen, die guten Vorsätze. Im Geiste basteln wir uns eine lange Liste von Dingen, die wir im neuen Jahr besser machen wollen. Mehr Sport, weniger Alkohol und gesündere Ernährung stehen da ganz weit oben. Doch wie wäre es mal mit etwas mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr? Das fängt beim Busfahrer an, der einem Schneematsch-Rekordläufer vielleicht nicht genau vor der Nase die Türen verschließt und losfährt. Und geht beim Zweite-Reihe-Parker weiter, der in Macho-Manier seelenruhig den Döner beim Imbiss mampft. Das Hupen des Eingeparkten, der es eilig hat, ignoriert er einfach. Erst muss der Klönschnack beendet werden.

Auch aufs Drängeln könnten wir 2011 gern verzichten. Denn verstanden habe ich sie nie wirklich diese Typen, die im Stadt-Stau unbedingt noch über eine dunkelorange Ampel kriechen müssen, nur um dann auf der großen Kreuzung zu stehen und den Gegenverkehr zu blockieren. Meist sind das dieselben, die beim Reißverschlusssystem an der Stoßstange ihres Vordermanns kleben. Damit bloß kein Blatt Papier geschweige denn ein Auto sich dazwischenfädeln könnte.

Vor Kurzem las ich einen Text von der Hamburger Schriftstellerin Karen Duve, in dem sie behauptete: "Eine Spezies, die nicht ihren Vorteil sucht, ist zum Aussterben verurteilt." Selbst die Empathie sei entwickelt worden, um andere auszutricksen oder zu manipulieren. Welch düstere Sicht der Dinge. Rücksichtslose Autoraser verringern das Staurisiko, fanden schwedische Forscher von der Universität Umea einst heraus. Da muss ich an meine Freundin denken, die immer meint: Gute Vorsätze sind die erste Enttäuschung im neuen Jahr.

+++ Zum Nachlesen: Das Postskriptum rund ums Auto +++