Immer mehr Senioren rüsten ihren “Hand-Porsche“ auf. Von der Hupe über LED-Leuchten bis hin zu Navis und geländetauglichen, weil breiteren Reifen.

Mit Rollatoren ist es wie mit Stützstrümpfen, dachte ich. Ihnen haftet das hässliche Image von "alt" und "unsexy" an. Doch die Zeiten ändern sich. Erst macht Wolfgang Joop die hautfarbenen Lustkiller salonfähig. Und nun lehrt mich "Spiegel Online": "Das Geschäft mit getunten Gehhilfen boomt". Immer mehr Senioren rüsten ihren "Hand-Porsche" auf. Von der Hupe über LED-Leuchten bis hin zu Navis und geländetauglichen, weil breiteren Reifen - die Liste der Tuning-Artikel ist lang. Sogar einen boxhandschuhähnlichen Frostschutz für die Finger soll es geben.

Der Rollator, das iPhone der grauen Panther. Geprotzt wird hier nicht mit PS, sondern mit OS (Oha-Stärke). Einhandklappmechanik, raffinierte Rückspiegel oder hübsche Halterungen für Sauerstoffflaschen setzen den Maßstab. Und wie wäre es beispielsweise mit einem ausklappbaren Trittbrett für Talfahrten?

Ja, noch lachen wir. Aber der Hackenporsche hat es vorgemacht. Auch er stand einst für Spießigkeit und Schwäche. Heute ist er fester Bestandteil des Inventars moderner Großstädter. Ich wittere eine vielversprechende Marktlücke, die es zu füllen gilt. Wegen des fortschreitenden demografischen Wandels einerseits. Und der schrägen Vorlieben der Jugend andererseits. Mal ehrlich: Wer dem Jahrzehnt des schlechten Geschmacks zu einem überraschenden Comeback verhilft, begeistert sich auch für witzige Rollis. Das ist keine Generationsfrage. Nur zu gut erinnere ich mich an die durchgeknallten Trends der 90er - als junge Erwachsene sich cool fanden, wenn sie mit Schnuller oder Tamagotchi unterwegs waren.

Nein! Die Alten haben längst die Jungen im Trendsetzen überholt. Bleibt nur zu klären, wie das Kraftfahrtbundesamt auf den neuen Hype reagiert. Im Internet berichtet eine Esther über ihre Omi, die mit 37 km/h (!) in einer abschüssigen Tempo-30-Zone geblitzt worden sein soll. Nun will sie wissen, wie hoch das Bußgeld für die rüstige Rentnerin ausfallen und ob es gar Punkte geben könnte. Doch keine Bange. Mögliche Raser, Rotlichtsünder und Am-Lenker-Telefonierer müssen kein Fahrverbot oder größere Geldstrafen fürchten. Rollatoren sind Gehhilfen, heißt es in Flensburg. Und fallen somit in den Bußgeldkatalog für Fußgänger und nicht für Fahrzeuge. Fragt sich nur, wie lange noch.

+++ Zum Nachlesn: Das Postskriptum rund ums Auto +++