Eine Glosse von Daniela Pemöller

Die Idee war unglaublich romantisch. Eine einzigartige Liebeserklärung in der Größenordnung, die sich jede Frau einmal in ihrem Leben wünscht, aber nur die Wenigsten erfahren dürfen. Fridel durfte. Ihr Verlobter, ein Peitschenbauer namens Arist Dethleffs, war beruflich viel auf Reisen. Die beiden vermissten sich ganz fürchterlich. So baute er vor 80 Jahren kurzerhand für seine Liebste ein rollendes Zuhause und nahm sie fortan einfach mit auf seine Reisen. Der Prototyp des deutschen Wohnwagens war geboren. Und damit ein Millionengeschäft. Denn egal wo Arist und seine Fridel mit ihrem Haus am Haken auftauchten, Applaus und Aufträge waren ihnen sicher. Mehr denn je wünschten sich die Deutschen nach dem ersten Weltkrieg, frei und unabhängig zu sein.

Wer hätte damals geahnt, dass ein so hübsches Sehnsuchtsbekenntnis mal zum Fluch vieler Frauen werden würde. Wenn Schatzi heute seine Angebetete mit einem Wohnwagenurlaub verzücken will, schlägt bei den meisten Damen nicht das Herz, sondern der Frust höher. Übers Wochenende nach Barcelona oder Paris, ja, das wäre mal was. Gerne auch pauschal für eine Woche alles inklusive nach Mallorca. Aber doch nicht schon wieder in eine dieser spießigen Wohnwagen-Siedlungen mit Sardinen-Syndrom, die sich so zahlreich entlang der Ostseeküste reihen.

Auch mein Freund hat mich mal in einen Mietwohnwagen nach Fehmarn eingeladen. Und damit so ziemlich alles aufs Spiel gesetzt. Das Wort "praktisch" darf in diesem Zusammenhang allerdings nicht fehlen: Der Wohnwagen stand gleich gegenüber von unserer Surfschule, direkt neben dem Animationszelt. Aber dafür außerhalb der Windrichtung, was sehr zum Nachteil unserer Nachbarn war. Die kamen nämlich ungewollt in den Genuss unseres neuen Grills. Von Rauchzeichen angelockt, baute sich schon bald ein gut genährter Glatzkopf mit nacktem Oberkörper und abgeschnittener Jeans aus einem Wohnwagen zwei Parzellen weiter vor uns auf und verkündete: "Das ist hier verboten." So viel zum Thema frei und unabhängig.

Fürs nächste Mal haben wir dann den VW Bulli meiner Freundin ausgeliehen. Zwei Kisten Bier, zwei Spanplatten, eine einsame Bucht im Sonnenuntergang vor der Küste Fehmarns und die Erkenntnis: Mehr romantische Freiheit geht einfach nicht.

+++ Zum Nachlesen: Das Postskriptum rund ums Auto +++