Wer beim Wort Lebkuchen an vertrocknete Zuckerpampe vom Jahrmarkt denkt, der weiß gar nicht, was wirklich im Gebäck steckt: Der Lebkuchen ist in...

Wer beim Wort Lebkuchen an vertrocknete Zuckerpampe vom Jahrmarkt denkt, der weiß gar nicht, was wirklich im Gebäck steckt: Der Lebkuchen ist in Wahrheit ein Kulturgut. Beispiellos ist sein Siegeszug durch alle Länder Europas, lang seine Geschichte. Schon im Mittelalter bekamen Kinder zum neuen Schuljahr, das am Nikolaus-Tag begann, einen Lebkuchenmann mit auf den Weg. Die Humperdinck-Oper "Hänsel und Gretel" von 1893 sorgte für einen regelrechten Hexenhaus-Boom. Und tschechischen Bräuten wird bis heute mit wahren Lebkuchentürmen bekundet, dass ihr Liebster sie "zum Fressen gern" habe. In Belgien liebt man traditionelle "Reliefgebäcks", die in Holzformen gedrückt werden: "Pain d'epices" (Gewürzbrote) haben die Form von Hunden, Menschen oder Autos und sind im Grunde zum Essen viel zu schade. Professor Torkild Hinrichsen vom Altonaer Museum begeistert sich: "Lebkuchen sind ein letzter Rest einer gemeinsamen europäischen Tradition." In der diesjährigen Weihnachtsausstellung werden Exponate aus zwanzig Ländern zu sehen sein, die Regina Meinecke auf ihrer "Lebkuchen-Expedition" persönlich zusammengetragen hat. Die Mitbringsel aus Teig sowie Dokumentationen zu den Herstellern von Frankreich bis Ungarn sind in der Ausstellung zu bewundern. Besonders wild treiben es die Amerikaner. Die Lebkuchen-Lust speziell der Einwanderer hat sich zu wahren Teigschlössern und Mini-Häusern ausgewachsen, in Wettbewerben heizen sich die Hobbybäcker gegenseitig an. Die Ausstellung zeigt einige Prachtexemplare, die anschließend für den guten Zweck versteigert werden. Parallel dazu findet wieder die Kunsthandwerker-Messe im Museum statt, in diesem Jahr mit vielen Lebkuchenherstellern.


Im Knusperhaus - Lebkuchen aus ganz Europa Altonaer Museum, Museumstr. 23, 15.11. - 4.01.2009 Di-So 10-17 Uhr. Kunsthandwerkermesse; nur an d. Wochenenden 15./16.11.bis 20./21.12.