Beschriftungen in Deutsch und Englisch sollten Standard sein. Das Völkerkundemuseum geht noch weiter.

Museumswelt:

Haben Sie sich schon einmal geärgert, wenn Sie im Ausland in einem Museum Beschriftungen ausschließlich in der Landessprache vorfanden, die Sie nicht beherrschten?

Prof. Wulf Köpke:

Geärgert habe ich mich nicht, weil ich Verständnis für die Museen habe. Aber ich bin andererseits immer dankbar, wenn ich Beschriftungen in einer Sprache vorfinde, die ich beherrsche.



Museumswelt:

War es in der Vergangenheit nicht üblich, dass Museen ausschließlich in der jeweiligen Landessprache beschriftet waren?

Köpke:

Ja, das war leider überall üblich, ändert sich aber inzwischen. Allerdings verursacht die Mehrsprachigkeit erhebliche Kosten.



Museumswelt:

Ist es in unserer globalisierten Welt anachronistisch, wenn Museen nur einsprachig sind?

Köpke:

Ganz sicher, und es hat sich inzwischen auch die Auffassung weitgehend durchgesetzt, dass die Beschriftungen mindestens zweisprachig sein sollte, in der Regel also Deutsch und Englisch.



Museumswelt:

Wie halten Sie es in Ihrem Haus?

Köpke:

Als Völkerkundemuseum haben wir natürlich einen hohen Prozentsatz von fremdsprachigen Besuchern aus vielen verschiedenen Ländern. Deshalb sind wir dabei, ein sechssprachiges Leitsystem einzuführen: Deutsch, Englisch, Spanisch sowie Hindi, Arabisch und Chinesisch. Die letzten drei Sprachen haben nichts mit der Besucherfrequenz zu tun, sondern mit Symbolik. Wir bemühen uns um eine durchgehende Beschriftung in vier Sprachen.



Museumwelt:

Welche sind das?

Köpke:

Deutsch und Englisch gibt es immer, hinzu kommen zum Beispiel in der Alt-Ägypten-Ausstellung Arabisch als Lingua Franca und Koptisch als Symbol für eine Regionalsprache. In der Anden-Galerie haben wir Deutsch, Englisch, Spanisch und als Regionalsprache Ketschua.



Museumswelt:

Ist die Besucherfrequenz ausschlaggebend?

Köpke:

Einerseits ja, bei uns kommt aber eine symbolhafte Bedeutung hinzu. Grundsätzlich ist die Mehrsprachigkeit ein wichtiges Anliegen, das sich übrigens auch der neue Senat auf die Fahnen geschrieben hat. Die Frage ist doch: Wie reagieren wir auf eine gesellschaftliche Situation, in der immer mehr Menschen zu uns kommen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.



Museumswelt:

Tun Hamburgs Museen in dieser Hinsicht genug?

Köpke:

Die Museen sind unterschiedlich weit, sind sich aber im Ziel einig. Wir wissen, dass wir eine wichtige Adresse für Touristen sind. Deshalb müssen nicht nur die Dauer-, sondern selbstverständlich auch die Sonderausstellungen mehrsprachig beschriftet sein.



Museumswelt:

Beschränken sich diese mehrsprachigen Angebote auf Beschriftungen?

Köpke:

Es gibt auch darüber hinaus Angebote, zum Beispiel fremdsprachige Führungen. Grundsätzlich geht es aber nicht nur um sprachliche Verständigung, sondern auch um kulturelles Verständnis. Menschen, die aus einem anderen Kulturkreis kommen, wissen unter Umständen mit einem mittelalterlichen Kreuzigungsbild nichts anzufangen. Hier gibt es für alle Museen große Herausforderungen.