Im Freilichtmuseum werden die typischen Lebensbedingungen der letzten 200 Jahre dargestellt.

Im Paradies herrschten strenge Regeln. Wie wir aus der Genesis, dem ersten Buch des Alten Testaments, wissen, durften die ersten Menschen Adam und Eva im Garten Eden von allen Bäumen essen. Bis auf eine wichtige Ausnahme: Die Früchte vom Baum der Erkenntnis waren ihnen verwehrt. Als sie sich, durch den Satan in Schlangengestalt dazu verführt, dennoch über dieses göttliche Gebot hinwegsetzten, war ihr weiteres Schicksal besiegelt.

Gott vertrieb sie aus dem Paradiesgarten. Fortan mussten sie die Erde bestellen, aus der sie geschaffen waren, und selber für ihre Nahrung sorgen. Dies war die Geburtsstunde des Ackerbaus. Von nun an manipulierte der Mensch die Natur, baute Pflanzen an, die ihn mit Nährstoffen und Vitaminen versorgten, heilende Wirkung hatten oder seinen Sinn für Schönheit befriedigten.

Im Freilichtmuseum am Kiekeberg können Besucher eine Vielzahl von Gärten entdecken und sich mit dem Anbau und den Erfordernissen früherer Zeiten auseinandersetzen. Alle Gärten wurden nach historischen Vorlagen neu gestaltet. Sie sind Zeugen einer Kultur, die heutzutage in dieser Form nicht mehr existiert. Zu jeder Jahreszeit zeigen die Gärten ihr charakteristisches Bild, wie auch schon hundert oder zweihundert Jahre zuvor.

Am Meynschen Hof blüht und grünt ein einzigartiger Schaugarten. Informationstafeln erklären, wie und woher die einzelnen Pflanzen nach Norddeutschland kamen, wie sie kultiviert wurden und schließlich Einzug in die einheimische Küche hielten. Jede neu eingeführte Pflanze brachte Abwechslung auf den Tisch - damals wie heute. Dieser Garten erfüllt zudem eine weitere wichtige Aufgabe, nämlich den Erhalt des Gemüsesaatguts alter Sorten für das Freilichtmuseum.

Den Heilkräutern gewidmet ist der Schäfer-Ast-Garten, so benannt nach Heinrich Ast (1848-1921), der sich nach langen Jahren mit seinen Schafen in der Natur 1894 in Radbruch als Wunderdoktor niederließ. Die Beete sind als Hochbeete angelegt und laden zum Riechen und Befühlen ein. Der Garten ist speziell auf die Bedürfnisse von sehbehinderten Besuchern ausgerichtet mit eigens angefertigten Tafeln in Blindenschrift.

Ein Erwerbsgarten befindet sich am Fischerhaus aus Drage. Nicht nur die Art der Bepflanzung, auch das angebaute Gemüse entspricht der Zeit um 1900. Es handelt sich um das typische "Hamburger Marktgemüse", das in den umliegenden Marschen angebaut wurde. Es diente zur Eigenversorgung und ebenso für den Verkauf, um das rasant wachsende Hamburg zu ernähren.

Der Bauerngarten rund um das Meybohmsche Haus lädt mit seiner Vielseitigkeit und Fülle zum Verweilen und Entdecken ein. Um die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts zu verdeutlichen, wurden ein Gemüse-, ein Heil- bzw. Küchenkräuterbeet und eine Wiese zum Bleichen von Wäsche angelegt. Die üppige Blumenpracht zeigt, dass die Menschen neben ihrer schweren Arbeit auch ein Bedürfnis nach Naturschönheit hatten.

Der Spätsommer ist die beste Zeit für ein typisch norddeutsches Gericht: "Grööner Hein". Matthias Schuh, der Museumsgärtner, empfiehlt bei der Zutatenliste für die Bohnen die Sorte "Türkische Erbse" (das ist tatsächlich eine Bohne!), und für die Birnen "Gute Graue", eine frühe Sorte, die gleichzeitig mit den Bohnen reif ist. Dazu kommen noch geräucherter Speck und frisch geerntete Kartoffeln, von denen das Museum eine Vielzahl schmackhafter, teilweise vergessener Sorten anbaut. Im Herbst stehen eine ganze Reihe Veranstaltungen auf dem Plan.

Dampf- und Traktorentreffen am 13. und 14.09.: Rund 250 Ackerveteranen der letzten 100 Jahre bieten Teilnehmern und Besuchern Gelegenheit zum Staunen und Fachsimpeln.

Pferdetag und Erntedankfest am 05.10.: Pferdefreunde erwartet ein abwechslungsreiches Schauprogramm mit Pferden aus aller Welt, die vor Kutschen, landwirtschaftlichen Geräten und unter dem Sattel ihr Können zeigen.

Historischer Jahrmarkt am 11. und 12.10.: Historische Fahrgeschäfte, Konzertorgeln, Flohzirkus, Hochseilartisten, Zauberer, Puppentheater, Drehorgelspieler und Moritatensänger bieten ein einmaliges Erlebnis für die ganze Familie.


Freilichtmuseum am Kiekeberg Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 040/790 17 6-0, Di-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Eintritt Erw. 7 Euro, Kinder unter 16 Jahre frei; www.kiekeberg-museum.de