Das Prunkbecken des Lüneburger Goldschmiedes Dirich Utermarke ziert künftig den Eingangsbereich.

Es ist der große Ankauf dieses Jahres - und ein Spitzenstück für das Museum für Kunst und Gewerbe, geschaffen von Dirich Utermarke, einem 1565 in Lüneburg geborenen Goldschmied: das Hamburger Prunkbecken. Bereits vor Jahren hatte das Museum für Kunst und Gewerbe ein Auge auf das 3430 Gramm schwere Prachtstück geworfen und sich einen Ankauf sehr erhofft. Erst im Frühjahr 2008 konnte die Gesamtsumme für den Erwerb der prächtigen Silberarbeit aufgebracht werden. Demnächst werden die Hamburger und ihre Gäste endlich dieses einzigartige Hauptwerk des berühmten Hamburger Goldschmieds bewundern können.

Das Prunkbecken aus getriebenem Silber ist fein ziseliert, graviert, punziert und feuervergoldet. Es ist 65,5 cm breit und 54 cm hoch und, so versichert Dr. Christine Kitzlinger, die Leiterin der Abteilung Europäisches Kunsthandwerk und Skulptur (8.-19. Jahrhundert), "ein besonders qualitätvolles Zeugnis für die glanzvolle Barockzeit Hamburgs".

Der Schöpfer dieser außergewöhnlichen Schale, Dirich Utermarke, machte in Lüneburg eine Goldschmiedelehre, kam 1599 nach Hamburg und wurde dort zu einem der bedeutendsten deutschen Goldschmiede. 36 Jahre war er hier als Meister tätig. Durch die hohe Qualität seiner Arbeiten wurde er häufig vom Hamburger Rat engagiert: Er sollte vor allem Verehrungsgeschenke fertigen, zum Beispiel für den dänischen Königshof.

Leider sind nur wenige seiner Goldschmiedearbeiten erhalten. "Deshalb ist es umso wunderbarer, dass wir hier dieses einzige Prunkbecken aus seiner Hand ins Haus holen konnten", sagt Christine Kitzlinger. Perfekt machten den Deal die Stiftung für die Hamburgischen Kunstsammlungen und die Campe'sche Historische Kunststiftung. Andere Goldschmiedearbeiten von Utermarke sind zum Beispiel im Kreml-Museum in Moskau und im Grünen Gewölbe von Dresden zu sehen.

Das Becken, um 1630 in Hamburg entstanden, ist reich bebildert und erzählt detailliert die biblische Prophezeiung vom Untergang der Weltreiche des Altertums nach - und den Aufstieg des christlichen, ewig währenden, friedvollen Gottesreiches. Diese antiken Motive waren ab 1600 politisch wieder hochaktuell, denn der Dreißigjährige Krieg der christlichen Konfessionen begann 1618.

Die allegorische Darstellung auf dem Becken wurzelt im Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar. Utermarke hat Abbildungen von Reitern in die Schale hineingearbeitet: die Gründer der antiken Weltreiche Assyrien, Persien, Griechenland und Rom. Sie werden durch Ninus (oben), Cyrus (links), Alexander den Großen (rechts) und Julius Caeser (unten) vertreten. Sie alle werden von wilden Tieren aus Nebukadnezars Traum begleitet.

Ursprünglich war das Becken übrigens Teil einer Gieß-Garnitur mit Kanne, die ein fürstliches Büfett zierte. Die Schale lässt sich bis ins 18. Jh. zurückverfolgen. Eine 1772 entstandene vereinfachte Kopie steht seit 1861 im Londoner Victoria & Albert Museum.

"Das Museum hat dieses historisch und handwerklich wertvolle Meisterstück nun für Hamburg sichern können", sagt Christine Kitzlinger. "Ein kostbares Spitzenstück, das auch einen Teil Hamburger Geschichte dokumentiert." - Demnächst im Eingangsbereich des Museums.


Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz, T. 42 81 34 27 32; Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr; www.mkg-hamburg.de