Hessens Ministerpräsident stellt sich klar hinter Merkel. Bei den Stellvertreter-Wahlen hängt er Wulff und Rüttgers ab.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch trägt seit gestern jedenfalls inoffiziell den Titel des Reservekanzlers: Bei den Stellvertreter-Wahlen von Parteichefin Angela Merkel fuhr Koch starke 88,76 Prozent der Delegiertenstimmen ein. Vor zwei Jahren in Dresden waren es lediglich 68,19 Prozent gewesen. Das Ergebnis des fast schon totgesagten Machtpolitikers wird zwar auch mit der am 18. Januar anstehenden Neuwahl in Hessen erklärt - offensichtlich wollten die Delegierten ihm für den anstehenden Auftakt zum Superwahljahr 2009 den Rücken stärken.

Doch der Abstand zu seinen ebenfalls als Stellvertreter wiedergewählten parteiinternen Konkurrenten ist zu groß, als dass er sich allein mit dem Wahlkampf-Bonus erklären ließe.

Koch werden trotz seiner Aussichten, die Neuwahl in Hessen für sich entscheiden zu können, Ambitionen auf einen Wechsel in die Bundespolitik nachgesagt. Er vermeidet es, sich zu diesem Thema klar zu äußern. Umso deutlicher fällt seine Unterstützung für die Bundesvorsitzende aus. Das war auch gestern wieder zu beobachten, als er Merkels Management der Finanzkrise in seiner Rede vor den Delegierten als "besonnen" und "ruhig" lobte - und gegen Kritik in Schutz nahm: "Ruhe ist nicht Untätigkeit."

Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff musste sich mit 78,92 Prozent zufriedengeben (2006: 66,67 Prozent). Wulff hatte im Sommer erklärt, sich das Amt des Kanzlers nicht zuzutrauen. Er galt aber für den Fall von Merkels Scheitern bei der Bundestagswahl 2009 weiterhin als Aspirant auf den Bundesvorsitz. Mit der Begründung, sich künftig stärker in die Bundespolitik einmischen zu wollen, hatte er auch den Landesvorsitz der niedersächsischen CDU an David McAllister abgegeben. Die Delegierten dankten ihm das gestern nur bedingt. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wurde von 77,51 Prozent der Delegierten wiedergewählt, in Dresden hatte er wegen eines Richtungsstreits nur 57,72 Prozent bekommen. Bildungsministerin Annette Schavan erhielt 73,95 Prozent (2006: 78,46 Prozent).