Ich habe einen extrem langen Freitag hinter mir. Um 4.15 Uhr musste ich aufstehen, um gemeinsam mit meinem Vater Alexander, der auch mein Trainer ist, über München nach Zagreb zu fliegen.

Ich habe einen extrem langen Freitag hinter mir. Um 4.15 Uhr musste ich aufstehen, um gemeinsam mit meinem Vater Alexander, der auch mein Trainer ist, über München nach Zagreb zu fliegen. In Kroatiens Hauptstadt beginnt am Montag mein nächstes Turnier. Gespielt wird in einem großen Sportkomplex in einer Halle auf Greenset-Belag. Das ist eine Art Schmirgelpapier, die auf Holzboden aufgeschmiert wird und grausame Schürfwunden verursacht, wenn man darauf ausrutscht.

Das Wetter hier ist ähnlich wie in Hamburg: trocken, aber kalt, so um den Gefrierpunkt. In der Stadt herrscht eine große Sport-Euphorie, immerhin läuft die Handball-WM, und die Gastgeber stehen nach ihrem Sieg gegen Polen im Finale gegen Frankreich, das am Sonntag stattfindet. In der ganzen Stadt läuft auf allen TV-Schirmen Handball, die Leute sind ganz verrückt danach. Mir persönlich war es gestern wichtiger, zunächst das Halbfinale der Australian Open zu sehen und danach das Bundesligaspiel HSV gegen Bayern. Im Hotel gibt es zum Glück viele deutsche Kanäle. Die Partie zwischen Rafael Nadal und Fernando Verdasco war eins der besten Spiele, das ich je gesehen habe. Beide haben unglaubliche Ballwechsel gespielt. Am Abend habe ich dann dem HSV die Daumen gedrückt. Ich bin kein großer Fußballfan, aber als Hamburger freue ich mich immer, wenn der HSV gut spielt und gewinnt.

Mein Vater und ich wohnen in Zagreb im Westin Hotel im Stadtinneren, zu Fuß rund zehn Minuten vom Zentrum entfernt. Am Abend konnte ich mich jedoch nicht mehr aufraffen, in die Stadt zum Essen zu gehen, obwohl ich mich schon auf eine deftige kroatische Grillplatte gefreut hatte. Als Alternative habe ich mir eine Pizza bestellt. Mein Körper hatte irgendwie Lust darauf, und ab und zu darf das auch mal sein. Pizza ist gut fürs mentale Wohlbefinden, und wenn der Kopf nicht mitspielt, nutzt auch die gesündeste Ernährung nichts, denke ich.

Am Sonnabend werde ich mit dem Kroaten Marin Cilic trainieren, einem meiner besten Freunde auf der Tour. Er ist ein Frühaufsteher, deshalb muss ich schon um 8.30 Uhr auf dem Platz stehen. Das ist hart für mich, aber er will es so. Von 11 bis 12 Uhr übe ich dann noch einmal mit meinem russischen Doppelpartner Michail Juschni, und am Sonnabendnachmittag findet dann die Auslosung statt, wenigstens war das meine letzte Information. Da ich dazu aber nicht eingeladen bin, werde ich einfach abwarten, wann man mich über meinen ersten Gegner informiert. Und bis dahin werde ich es auch geschafft haben, meine Grillplatte zu essen.

Viele Grüße aus Kroatien, Euer Mischa!

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 81 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009