Miami ist die Stadt in den USA, in der ich leben würde, wenn ich hier meinen festen Wohnsitz hätte. Ich mag die Atmosphäre hier, das Wetter, das Meer, den Strand - ich fühle mich immer wohl, wenn ich hier bin. Am Mittwoch fängt hier das zweite Mastersturnier des Jahres an, die Auslosung fürs Hauptfeld, für das ich qualifiziert bin, findet wahrscheinlich am Dienstagmittag - wir sind fünf Stunden hinter Hamburg - statt.

Für das Doppel habe ich gemeinsam mit dem Schweden Robin Söderling gemeldet, mit dem ich noch nie gespielt habe. Ich hatte ihn vor zwei Wochen gefragt, ob er Lust hätte, und er hat gesagt, dass wir es ja mal probieren können. Allerdings sind wir noch nicht im Hauptfeld, deshalb weiß ich noch nicht, ob es überhaupt klappt.

Mein Vater und ich wohnen im Epic-Hotel in Downtown Miami. Essen tun wir meistens mittags auf der Anlage in Key Biscayne, und abends suchen wir uns ein schönes Restaurant. Am Sonntag, als wir hier angekommen sind, wollten wir eigentlich nur kurz in der Umgebung des Hotels was essen, aber da waren um 20.30 Uhr schon alle Läden zu. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass die Stadt derzeit recht leer ist. Hier sind eine Menge neuer Häuser gebaut worden, aber die Hälfte mindestens steht leer. Ob das mit der Finanzkrise zu tun hat, weiß ich nicht.

Von der Krise bekomme ich hier nur im Fernsehen etwas mit. Die unzähligen Nachrichtenkanäle berichten ständig über neue Horror-Meldungen, vor ein paar Tagen gab es fast einen ganzen Tag lang nur Sondersendungen über den Zusammenbruch des Versicherungsunternehmens AIG. Wenn ich hier durch die Geschäfte bummele, fällt mir aber nicht auf, dass sich etwas geändert hätte. Das Angebot ist gleich geblieben, die Preise auch, deshalb glaube ich, dass die normalen Menschen ihr Leben einfach so weiterführen wie bislang. Von den Geschehnissen in Deutschland bekomme ich nicht viel mit. Ich bin nur selten im Internet, und wenn, dann nur, um E-Mails zu schreiben oder über Skype zu telefonieren.

Am heutigen Montag habe ich zwei Trainingseinheiten mit dem Kroaten Marin Cilic absolviert. Das ist der mit der Schlafstörung, der immer früh am Morgen trainieren will. Deshalb bin ich schon um sieben Uhr aufgestanden, was für meine Verhältnisse mitten in der Nacht ist. Naja, muss man auch mal durch. Morgen möchte ich, wenn das Wetter mitspielt, mal einen kurzen Gang zum Strand machen. Ein bisschen Meerluft tut bestimmt gut, bevor es hier sportlich ernst wird. Sonnige Grüße aus Florida, Euer Mischa

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 81 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009