Die Atmosphäre macht die Australian Open einzigartig. Das Turnier ist eine Mischung aus Karneval, Sommerurlaub und Rock-Festival.

Eins kann ich schon nach zwei Tagen Australian Open feststellen: Die Fans in Melbourne sind wirklich einmalig! Das ganze Turnier ist eine Mischung aus Karneval, Sommerurlaub und Rock-Festival. Es ist unglaublich zu sehen, dass es jedes Jahr einen neuen Zuschauerrekord gibt, die Stadien sind zu jeder Tages- und Nachtzeit voll. Auch wenn den Australiern derzeit ein richtiger Star fehlt, merkt man es den Einheimischen nicht an. Die feuern jeden an, der für ihr Land antritt. Ganz egal, ob es ein großer Star ist oder ein unbekanntes kleines Licht.

Was die Atmosphäre jedoch ganz besonders macht, ist die bunte Mischung der Völker. In Australien leben viele große Einwanderer-Gruppen, so dass die meisten Spieler von Landsleuten angefeuert werden. Das geht natürlich nicht immer friedlich ab, ich erinnere mich an Schlägereien zwischen Serben und Kroaten oder Griechen und Zyprern. Aber meistens beschränken sich die Rivalitäten darauf, wer lauter singen kann. Und das können sie hier wirklich.

Manchmal ist es schon so, dass die ersten Fans morgens um zehn Uhr zum Einspielen kommen und sich dabei selbst einsingen. Und deshalb lasse ich den Vorwurf auch nicht gelten, dass der Alkohol für die Stimmung verantwortlich sei. Natürlich wird hier eine Menge getrunken, aber wer morgens um zehn schon singen kann, der braucht keinen Alkohol, um fröhlich zu sein. Die Australier sind einfach von Natur aus gut gelaunt. Und sie lieben Sport, und weil es außer den Open nicht viele weltweit interessante Sportevents in Australien gibt, sind die zwei Wochen im Januar eben der Höhepunkt des Jahres.

Für mich ist dieser Höhepunkt nach meinem Erstrundenaus im Einzel am Montag zum Glück auch noch nicht vorbei. Mein Erstrundenmatch im Doppel an der Seite des Russen Michail Juschni gegen Bhupathi/Knowles (Indien/Bahamas) ist nun doch erst für Donnerstag angesetzt. So kann ich den Mittwoch nutzen, um gut zu trainieren und um neue Eindrücke zu sammeln, über die ich Euch berichten kann.

Viele Grüße aus Melbourne, Euer Mischa

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 81 der Weltrangliste notiert, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009