Der heutige Dienstag war ein spannender Tag für das deutsche Tennis, für mich war es jedoch ein Tag wie jeder andere auch.

Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen hat seinen Kader für das Erstrundenspiel gegen Österreich vom 6. bis 8. März in Garmisch-Partenkirchen bekannt gegeben. Dass ich nicht dabeisein würde, wusste ich jedoch schon seit Sonnabend, nur reden durfte ich darüber noch nicht.

Patrik hatte mich kurz vor meinem Abflug nach Florida auf dem Handy angerufen und mir erklärt, wen er nominiert und warum. Deshalb war seine Bekanntgabe heute auch keine Überraschung für mich, und wenn ich ehrlich bin, war sie auch am Sonnabend keine Überraschung. An Rainer Schüttler, der derzeit als 31. der Welt die deutsche Nummer eins ist, führte kein Weg vorbei.

Dass Philipp Kohlschreiber einen Bonus hat, war klar. Und ich wusste: Wenn Nicolas Kiefer nach seiner Bänderverletzung wieder fit sein würde, wäre auch er gesetzt. So ist es gekommen. Philipp Petzschner ist als Doppelspieler der wichtige vierte Mann. Und dass Patrik mit Andreas Beck einen Ersatzmann nominiert, der Linkshänder ist, muss man auch verstehen, immerhin spielt Österreichs Nummer eins Jürgen Melzer und auch deren dritter Mann Stefan Koubek mit links. Beck wird deshalb als Trainingspartner für unsere Einzelspieler jede Menge zu tun haben.

Natürlich hätte ich mich über eine Nominierung gefreut, aber ich kann verstehen, dass Patrik so entschieden hat. Außerdem bin ich nicht böse, dass ich auf diese Weise meinen US-Aufenthalt nicht unterbrechen muss, sondern mich in aller Ruhe auf die nach dem Daviscup-Wochenende folgenden Mastersturniere in Indian Wells und Miami vorbereiten kann.

In einigen deutschen Medien wurde heftige Kritik an Patrik geübt, weil er sich zu sehr auf den für den Daviscup nicht zur Verfügung stehenden Tommy Haas konzentrieren würde, anstatt sich um alle Spieler gleichermaßen zu bemühen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich mich von Patrik absolut ausreichend beachtet fühle. Er hat mir in den vergangenen Wochen regelmäßig SMS geschrieben. Bei den Australian Open im Januar haben wir vor und nach meinen Matches kurz geredet. Natürlich habe ich gemerkt, dass er sich sehr um Tommy gekümmert hat, aber das finde ich nicht schlimm. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich noch nie das Gefühl hatte, dass sich andere Menschen großartig um mich kümmern müssten außer meine Eltern natürlich.

Sportlich wurde es für mich am Dienstagabend ernst. Kurz nach 23 Uhr deutscher Zeit hatte ich den Einzug ins Achtelfinale geschafft. Gegen den US-amerikanischen Qualifikanten Taylor Dent habe ich nach 76 Minuten Spielzeit 6:4 und 6:3 gewonnen. Es war schwer zu spielen, weil es sehr windig war. Im zweiten Satz habe ich ihm dreimal den Aufschlag abgenommen, aber auch zwei Breaks kassiert. Naja, Hauptsache gewonnen. Jetzt geht es im Achtelfinale gegen den Franzosen Florent Serra. Mein für den heutigen Mittwoch geplantes Erstrunden-Doppel an der Seite des Russen Igor Kunitsyn gegen Philipp Petzschner und Alexander Peya (Bayreuth/Österreich) wird wahrscheinlich ausfallen, weil sich Petzschner am linken Handgelenk verletzt hat. Näheres dazu und auch zu meinem Aufeinandertreffen mit Serra kann ich Euch später am heutigen Mittwoch mitteilen. Bis dahin einen schönen Start in den Tag, Euer Mischa!

Sportlich wird es für mich hier in Delray Beach erst in der Nacht zu Mittwoch deutscher Zeit ernst. Ich treffe im vierten Spiel nach 11 Uhr Ortszeit, und wir sind sechs Stunden hinter Hamburg zurück, auf den US-Qualifikanten Taylor Dent. Zwar steht der 27-Jährige derzeit nur an Position 590 der Welt, was aber mit Verletzungen zu tun hat. Er war in seiner besten Zeit mal auf Rang 21, deshalb bin ich sicherlich gewarnt. Wir haben noch nie gegeneinander gespielt, ich weiß aber, dass er sehr kräftig und recht groß (187 cm, 89 kg) ist, einen sehr guten Aufschlag hat und genau wie ich das Serve-and-Volley-Spiel bevorzugt. Könnte ein Match mit kurzen Ballwechseln werden…

Im Doppel bin ich erst am Mittwoch gefordert, wenn ich an der Seite des Russen Igor Kunitsyn gegen Philipp Petzschner und Alexander Peya (Bayreuth/Österreich) antrete. Da weht doch auch ein Hauch vom Daviscup durch Florida! Ich melde mich also morgen mit einer hoffentlich positiven Nachricht aus der Nacht. Viele Grüße aus dem leider nicht mehr sonnigen, sondern bewölkten Florida, Euer Mischa!

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 87 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009