Am Dienstag hatte ich Euch gebeten, mich mit Fragen zu löchern. Heute möchte ich mich ganz herzlich für die große Resonanz bedanken. Es sind eine Menge interessanter Mails eingetroffen, und ich werde mich bemühen, in regelmäßiger Folge in meiner Kolumne dazu Stellung zu nehmen.

Manche Mails werde ich aber auch persönlich beantworten, weil die Fragen, zum Beispiel zu meiner Tennisvergangenheit in Mölln, nur wenige Leser interessieren dürften. Bitte seid nicht böse, wenn die Antwort mal auf sich warten lässt, ich gebe mein Bestes, so schnell wie möglich zu antworten. Und ich bitte Euch vor allem, auch weiterhin Fragen zu schicken, wenn Ihr mögt.

Heute möchte ich auf ein Thema eingehen, das mehrere Leser auf ihrer Liste hatten. Warum ich mich entschieden habe, für Deutschland zu spielen! Die Entscheidung fiel mir leicht, weil ich nie ein Angebot des russischen Verbandes erhalten habe. Ich bin in Moskau geboren, lebe aber seit meinem vierten Lebensjahr in Hamburg und habe mit 14 den russischen Pass gegen den deutschen getauscht. Von daher war seitdem klar, dass ich nur für Deutschland spielen könnte, und das tue ich seit meinem 15. Lebensjahr, als ich erstmals für eine deutsche Auswahl nominiert wurde.

Ich fühle mich als Deutscher, war zwar früher öfter in Russland zum Urlaubmachen, in den letzten Jahren habe ich es aber lediglich für zwei Wochen im Jahr geschafft; immer dann, wenn Turniere in Moskau oder St. Petersburg waren. Zwar sprechen wir zu Hause russisch, weil es die Muttersprache meiner Eltern ist und sie wollten, dass mein Bruder und ich zweisprachig aufwachsen, aber ansonsten ist von meinen russischen Wurzeln nicht mehr allzu viel übrig. Dass ich auf der Tour oft auch mit russischen Spielern trainiere oder Doppel spiele, liegt daran, dass wir uns gut verstehen. Aber ich habe ebenso spanische, französische, amerikanische und natürlich deutsche Freunde. Natürlich freue ich mich sehr, dass ich Ende Mai in Düsseldorf beim World Team Cup mein Debüt für Deutschland geben kann.

Heute gab es ein paar Diskussionen über die Tatsache, dass Rainer Schüttler als Nummer eins unseres Teams, zu dem neben ihm und mir noch Philipp Kohlschreiber und Nicolas Kiefer gehören, unseren Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen als Kapitän der World-Team-Cup-Mannschaft abgelehnt hat. Ich habe darüber noch nicht mit Rainer sprechen können, weiß deshalb auch nicht, welche Gründe er dafür hat. Ich glaube aber nicht, dass es deshalb großen Streit geben wird. Vielleicht wollte Rainer auch nur mal etwas Neues ausprobieren. Wer unser Teamchef wird, weiß ich auch nicht. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich mich mal umhören. Am Freitag fliege ich um sechs Uhr morgens über Nürnberg und Mailand nach Casablanca, wo am Montag das erste Sandplatzturnier der Saison startet. Ich melde mich also nach meiner Ankunft aus Marokko bei Euch.

Viele Grüße, Euer Mischa

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 77 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009