Trotz des Urlaubsgefühls muss ich mich in Marseille auf mein Erstrundenmatch vorbereiten. Einen besseren Trainingspartner als Novak Djokovic kann es dabei kaum geben.

Tage wie dieser Sonnabend sind es, an denen ich meinen Beruf zu schätzen weiß. Ich sitze auf unserem Hotelbalkon und schaue der Sonne beim Untergehen zu. Das Meer rauscht beruhigend, und ich fühle mich ein wenig wie im Urlaub. Wir wohnen hier in Marseille an der französischen Mittelmeerküste in einem Resort am Strand, und wenn ich nicht wüsste, dass hier am Montag ein Hallenturnier beginnt, bei dem ich mir einiges vorgenommen habe, dann könnte ich glatt vergessen, dass in Deutschland Schnee liegt und wir Mitte Februar haben, und einfach mal die Seele baumeln lassen.

Aber ich bin nicht zum Spaß hier, deshalb habe ich heute auch zwei gute Trainingseinheiten hinter mich gebracht. Eine mit dem Kasachen Andrey Golubev, die zweite mit dem Schweden Robert Lindstedt. Am Sonntag habe ich mich für 11.30 Uhr mit dem serbischen Star Novak Djokovic verabredet, das wird mir auch noch einmal einen Schub geben für mein Erstrundenmatch. Gegen wen ich spielen werde, weiß ich noch nicht, die Auslosung hat entgegen der Planung nicht am Sonnabendmittag stattgefunden, deshalb werde ich erst im Laufe des Sonntags erfahren, wer mein erster Gegner sein wird. Auch im Doppel, wo ich an der Seite des Russen Michail Juschni antreten werde, ist noch nicht ausgelost worden.

Ich werde mich jetzt, da es auf dem Balkon zu kühl wird, mit meinem Vater auf die Suche nach einem guten Restaurant begeben. Unser Hotel liegt leider zehn Minuten per Auto von der Innenstadt entfernt, deshalb haben wir die Befürchtung, dass es nicht allzu viele Restaurants in der Nähe gibt und wir noch einmal den Fahrservice in Anspruch nehmen müssen, den die Turnier-Organisatoren bereitstellen. Am Freitagabend waren wir aus Zeitnot bei McDonald’s, das direkt neben der Anlage liegt. McDonald’s hat den Vorteil, dass es einmal im Monat gut schmeckt und man immer weiß, was man bekommt. Natürlich ist es nicht gesund, aber alle vier Wochen darf man sich das schon gönnen. Mein Rekord liegt übrigens bei neun Tagen McDonald’s in Serie. Das war in Marokko, und aus Angst vor einer Magen-Darm-Infektion habe ich mich in kein einheimisches Restaurant gewagt, weil von 32 Spielern acht erkrankt waren. Ich blieb gesund, aber Burger konnte ich danach erst einmal nicht mehr sehen. In Frankreich hat man bei der Restaurant-Auswahl zum Glück keine Probleme: frischer Fisch, zum Nachtisch Käse wunderbar.

Hungrige Grüße aus Marseille, Euer Mischa

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 78 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009