Bis 22.30 Uhr musste ich am Freitagabend warten, bis endlich feststand, gegen wen für mich am Sonnabend die Saison 2009 beginnt. Die Veranstalter des kombinierten...

Bis 22.30 Uhr musste ich am Freitagabend warten, bis endlich feststand, gegen wen für mich am Sonnabend die Saison 2009 beginnt. Die Veranstalter des kombinierten Damen- und Herrenturniers, das hier in Brisbane an der australischen Ostküste am Montag ins Hauptfeld startet, haben ein Problem mit ihren Telefonen. Zwar hatten sie genügend Nummern angegeben, unter denen man Informationen zur Auslosung abfragen kann, aber die Anschlüsse waren nicht freigeschaltet. So habe ich erst aus dem Internet erfahren, dass ich im vierten Spiel nach 10 Uhr in die erste von zwei Qualifikationsrunden einsteigen muss. Das bedeutet: Nach deutscher Zeit gegen sechs Uhr morgens startet endlich mein Tennisjahr!

Mein Gegner ist Giovanni Lapentti, ein in Miami lebender Ecuadorianer, dessen Bruder Nicolas (32) Ende 1999 der sechstbeste Spieler der Welt war. Er ist 25 Jahre alt und steht in der Weltrangliste an Position 222. Zwar gibt er auf der Homepage der ATP-Tour an, dass er auf allen Belägen gern spielt und am liebsten auf Rasen, aber ich erwarte einen typisch südamerikanischen Sandplatzspieler. Mit den schwül-heißen 30 Grad, die am Spätnachmittag hier herrschen werden, wenn wir auf einem Außenplatz unter freiem Himmel gegeneinander antreten, wird er keine Probleme haben.

Meine Taktik ist klar: Ich darf mich nicht auf lange, kraftraubende Ballwechsel einlassen, sondern muss aggressiv spielen und ihn immer attackieren. Der Hartplatz, auf dem hier in Brisbane zur Vorbereitung auf die Australian Open (Start 19. Januar in Melbourne) gespielt wird, dürfte mir dabei entgegenkommen. Normalerweise kenne ich meine Gegner besser, Lapentti habe ich vor langer Zeit mal spielen sehen, aber wir haben noch nie gemeinsam trainiert. Videos von Gegnern zu schauen macht wenig Sinn, weil man dort selten das sieht, was für einen selbst wichtig ist. Für mich ist immer der entscheidende Punkt der, welche Art von Passierschlägen mein Gegner spielt, damit ich weiß, wie ich meine Netzattacken durchführen muss. Wenn ich ein Video von Lapentti gegen irgendeinen anderen Südamerikaner oder Spanier sehen würde, würde es gar nichts bringen, weil es dort kaum Netzattacken zu sehen gäbe. Und passendes Material von ihm gegen einen mir ähnlichen Gegner ist auf die Schnelle nicht zu bekommen. Die besten 200 Spieler der Welt kenne ich alle, weil ich sie häufig spielen sehe oder mit ihnen trainiere. Lapentti kenne ich nicht, deshalb weiß ich nicht wirklich, was mich erwartet. Aber ich fühle mich gut, deshalb gehe ich mit viel Selbstvertrauen und einer Menge Vorfreude in mein erstes Match 2009.

Viele Grüße aus Down Under, Euer Mischa

Der Hamburger Tennisprofi Mischa Zverev (21), derzeit auf Rang 80 der Weltrangliste platziert, schildert in der Saison 2009 exklusiv für Abendblatt.de seine Erlebnisse auf der ATP-Tour.