Leider kann ich Euch heute keine Überraschung mehr bieten. Roger Federer war wie erwartet eine Nummer zu groß für mich. Aber ich kann trotzdem mit Stolz und Freude auf die beste Woche meiner bisherigen Karriere zurückblicken.

Leider kann ich Euch heute keine Überraschung mehr bieten. Roger Federer war wie erwartet eine Nummer zu groß für mich. Aber ich kann trotzdem mit Stolz und Freude auf die beste Woche meiner bisherigen Karriere zurückblicken. Im Viertelfinale eines Mastersturniers auf Sand gegen den Weltranglistenzweiten auszuscheiden, das ist keine Katastrophe. Und wenn ich sehe, gegen wen ich hier in Rom gewonnen habe, denke ich, dass ich auf einem guten Weg bin.

Ich war komischerweise kein bisschen nervös, als ich mit Roger auf den Center Court trat. Wenn ich aufgeregt bin, schwitzen meine Hände, aber die waren so trocken wie eine Wüste am Mittag, und deshalb konnte ich das Spiel von Anfang bis Ende genießen. Ich bin mit einem Lächeln auf den Platz gegangen und habe ihn mit einem Lächeln wieder verlassen. Dazwischen lagen eineinhalb Stunden, in denen ich viel gelernt und vor allem auch gesehen habe, dass ich selbst gegen einen Mann wie Federer Chancen bekommen und diese auch nutzen kann.

Der erste Satz war hart umkämpft, ich habe ihn erst im Tiebreak verloren. Ich habe 2:0 geführt und hatte Aufschlag, aber dann hat er mich mit einem Super-Passierball überrascht. Bei 3:6 aus meiner Sicht und wieder eigenem Aufschlag kam dann einer seiner Paradeschläge, der kurze Vorhandcross als Passierball, und schon war der Satz weg. Im zweiten Durchgang hat er dann kaum noch Fehler gemacht und mich deutlich 6:2 bezwungen.

Gefreut habe ich mich darüber, dass mich die italienischen Fans so toll unterstützt haben. Natürlich hat ein Spieler wie Roger immer mehr Fans als der Gegner, aber heute gab es viele "Mischa"-Rufe. Die Fans haben sich meinen Namen gemerkt, nachdem ich mich durch die Quali gekämpft und im Hauptfeld drei besser platzierte Spieler geschlagen habe. Das hat mir eine Menge Spaß gemacht.

Es war definitiv die beste Woche meiner bisherigen Karriere. Wieviele Weltranglistenpunkte ich gemacht und wie viel Preisgeld ich verdient habe, weiß ich gar nicht. Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, und ich denke, das war gut so, denn so habe ich mich auf mein Spiel konzentriert und darauf, Spaß zu haben. Ich fühle mich körperlich in sehr guter Verfassung, und der Rhythmus in meinem Spiel war die ganze Woche über perfekt. Jetzt hoffe ich, dass ich die Form konservieren kann, denn morgen fliege ich mit meinem Vater nach München, wo am Montag das nächste Turnier beginnt. Und da ich in Deutschland am liebsten spiele, werde ich versuchen, dort wieder mindestens das Viertelfinale zu schaffen. Diesmal stehe ich direkt im Hauptfeld, kann also morgen und am Sonntag in Ruhe trainieren. Kurioserweise fliegen wir über Hamburg nach München, was echte Zeitverschwendung ist, aber da es keine Direktflüge mit meinem Sponsor Air Berlin mehr gab, muss ich da durch. Was solls? Mit dem Erfolg dieser Woche ist so eine Reise doch kein Problem.

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende. Viele Grüße aus Italien, Euer Mischa!

Der Hamburger Profi Mischa Zverev (21), derzeit an Position 76 der Weltrangliste geführt, berichtet exklusiv für abendblatt.de von seinen Erlebnissen im Tennisjahr 2009