vergoldet, 11. Jahrhundert, Mariendom

Bei jedem Gottesdienst zieht mich der Heziloleuchter, der große romanische Radleuchter des Hildesheimer Mariendoms, neu in seinen Bann. Bischof Hezilo hatte ihn im 11. Jahrhundert für seinen Dom in Auftrag gegeben.

Beeindruckend ist schon die Größe: Sechs Meter misst der kostbar vergoldete Leuchter im Radius. 72 Kerzen schmücken das gewaltige Rad, das von zwölf Toren und zwölf Türmen durchbrochen ist. Die metallene Tragkonstruktion ist schwarz gestrichen, sodass der Leuchter in der dunklen Atmosphäre der mittelalterlichen Kirche wirklich zu schweben scheint.

Dargestellt ist die Vision, die ganz am Ende der Bibel, im Buch der Offenbarung des Apostels Johannes, symbolisch den Beginn einer neuen Zeit markiert: "Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde ... Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen" - Der Apostel Johannes nimmt die prophetische Vorstellung von Jerusalem auf und verbindet sie mit der Thematik des Lichtes: "Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in diesem Licht einhergehen ..."

Genau diese Verbindung hatten die mittelalterlichen Künstler im Sinn, als sie den großartigen Leuchter schufen: genau diese Vision der von Gott erleuchteten Stadt als Zeichen der Hoffnung auf eine von Gott selbst gestaltete Zukunft.

Der Heziloleuchter bildet eine starke Vision ab, ein Zeichen, das Hoffnung und Zuversicht des christlichen Glaubens vermitteln kann - damals wie heute.