Augsburger Marienkathedrale, 1330-1340

Die Christenheit besitzt weltweit eine Fülle von Kunstwerken, die zum größeren Lobe Gottes von bekannten und unbekannten Künstlern geschaffen wurden, sodass es nicht leicht fällt, ein "Lieblingskunstwerk" zu benennen. Seit ich zum Bischof von Augsburg berufen wurde, habe ich die Augsburger Marienkathedrale, die eine der ältesten steinernen Bischofskirchen nördlich der Alpen ist, mit ihren fantastischen Kunstschätzen ganz neu entdeckt. Zu den beeindruckendsten Kunstwerken gehört ein monumentales Glasfenster aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit dem Thema "Thron Salomonis", das sich über dem südwestlichen Ausgang der Kathedrale befindet.

Das Fenster in der Form eines Spitzbogens ist für seine Entstehungszeit mit 4,50 Meter Breite und rund 11 Meter Höhe eine Meisterleistung der Glaskunst. Es ist eine Komposition aus insgesamt 42 einzelnen rechteckigen Fenstern, angeordnet in sieben Bahnen mit je sechs Fenstern übereinander, die jeweils rund einen Meter messen.

Das Kunstwerk stellt verschiedene Szenen aus dem Leben des alttestamentlichen Königs Salomon und der Gottesmutter Maria dar. Während im unteren Bereich des Fensters Szenen des Weihnachtsgeschehens dargestellt sind, werden diese von alttestamentlichen Darstellungen der Könige Salomon, David und Josias überwölbt. König Salomo, dessen einzigartige Weisheit in der Heiligen Schrift gerühmt wird, wird in diesem Fenster als Vorläufer für die Weisheit der Gottesmutter dargestellt, die sich im Ja Marias auf die Ankündigung des Engels äußert, Mutter des Gottessohnes zu werden. Maria ist mit ihrer Antwort zum Symbol für das Ja des freien Menschen zu Gott geworden. Das Fenster beeindruckt den Betrachter durch seine kräftige Farbgebung in Rot, Blau und Grün. Ein Silbergelb verleiht den verschiedenen biblischen Szenen einen wahrhaft königlichen und nahezu himmlischen Charakter, der besonders bei Sonnenschein das Fenster erstrahlen lässt. Ein schönes Symbol dafür, dass der Blick auf Maria unsere Aufmerksamkeit im Glauben auf Christus lenkt, der die wahre Sonne des Menschen ist.