Normale Jugendliche können Realität vom Virtuellen unterscheiden, behauptet Martin Stolpe. Bei Computerspielen wie “Counterstrike“ gehe es nicht ums Töten, sondern um Geschicklichkeit.

Am Freitag, dem 26. April 2002, erschießt der 19-jährige Robert S. 16 Menschen. Die grausame Tat im Erfurter Gutenberg Gymnasium erschütterte ganz Deutschland. Schon kurz darauf ist der vermeintliche Grund des Amoklaufs bekannt: Computerspiele. Als Folge tritt ab dem 1. April 2003 das neue Jugendschutzgesetz in Kraft. Diese Ereignisse sind nun alle schon eine Weile her. Trotzdem reißt die Debatte nicht ab, ob Computerspiele gewalttätig machen. Dem möchte ich in meinem Artikel auf die Spur kommen.

Eltern und Pädagogen vermuten, dass Actionspiele schuld an solchen Taten seien, und wollen deshalb ihren Nachwuchs vor Computerspielen schützen. Doch schaden Computerspiele überhaupt, und ist es ein wirksames Mittel, sie zu verbieten? Ich denke, nein. Meiner Meinung nach gehören zwar Actionspiele nicht in die Hände von 12-Jährigen oder noch Jüngeren. Ältere können dagegen Realität vom Virtuellen unterscheiden.

Immerhin spielen schon allein in Deutschland 500 000 Jugendliche das Computerspiel "Counter-Strike". Und das sind sicherlich nicht alles potenzielle Mörder, sondern ganz normale Jugendliche. Den Jugendlichen geht es nicht ums Töten von möglichst vielen Gegnern, sondern um Strategie, Geschicklichkeit und um Reaktionsschnelligkeit.

In diesem Punkt vertrete ich die Meinung von Ralf E. Streibl (Uni Bremen), die er im ZDF geäußert hatte: "Nur weil jemand solche Computerspiele spielt, wird er nicht zu solchen Taten getrieben. Entscheidend ist das, was sonst aus der Lebensumwelt mitgebracht wird."

Ich halte das enge Umfeld einer Person auch für sehr wichtig. So ist es wahrscheinlicher, dass ein Mensch, der in seiner Kindheit misshandelt wurde, zu einem Kriminellen wird, als eine Person, die in einem geordneten Elternhaus aufwuchs, aber Actionspiele in seinem Jugendalter spielte. Natürlich sind auch der Wohnort, Freunde und Schule wichtig.

Man darf die Ursachen für das Handeln einer Person nicht auf den Einfluss von Computerspielen reduzieren. Dazu Elke Monssen-Engberding, die Vorsitzende der Bundesprüfstelle für Jugend gefährdende Schriften (BPJS): "Entscheidend sind, wie es viele Wissenschaftler in den letzten Tagen dargelegt haben, mehrere Faktoren. So muss es sich sicherlich um einen Vielspieler handeln, es muss unter Umständen ein gewaltgeprägtes Umfeld vorhanden sein sowie eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur des Täters." Es gab auch schon mehrere Studien zu Computerspielen und deren Wirkung. Eine Langzeitstudie wurde von dem Psychologieprofessor Kevin Durkin (University of Western Australia) durchgeführt.

Sein Ergebnis war, dass es kaum Anhaltspunkte dafür gebe, dass Spiele mit Gewaltinhalten zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft führen würden. Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Die Eltern sollten ihrem Nachwuchs das Computerspielen also nicht verbieten, denn sonst besteht die Gefahr, dass der Jugendliche heimlich spielen wird und sich dann an gar keine Grenzen mehr hält.

Wenn man das Computerspielen maßlos übertreibt, sehe auch ich die Gefahr, dass der Jugendliche süchtig wird und den Bezug zur Realität verliert. Außerdem ist es bekannt, dass ständiges Sitzen vor dem Bildschirm die Augen und den Rücken schädigt.

Aber wer weiß schon, dass das Computerspielen Jugendliche in ihrer intellektuellen Entwicklung sogar fördern kann. Zum Beispiel werden das räumliche Denken und die Reaktionsschnelligkeit geschult und gestärkt.

Martin Stolpe, 9 b Sankt-Ansgar-Schule