In unserer Serie stellen wir Unternehmen in Stormarn vor. Was ist denn das Besondere am Betrieb? Und wie denken die Mitarbeiter? Jana Tilz hat sich in dem Autohaus in Glinde umgesehen.

Glinde. Dunkelbraune Ledercouch im Eingangsbereich. Große, bunte Ölfarbenbilder an den Wänden. "Wir setzten auf eine persönliche und gemütliche Atmosphäre", sagt Heinz Preiß. Der Wartebereich für die Kunden des Autohauses - er erinnert eher an ein kleines Wohnzimmer. Gäste sitzend entspannt in den Sesseln, lesen Zeitung, trinken Kaffee. "Dieses Erscheinungsbild zeichnet unser Haus aus", sagt Geschäftsführer Heinz Preiß. Kundenzufriedenheit - das habe sich das Unternehmen groß auf die Fahne geschrieben. Und es scheint zu funktionieren: Bei einer jährlichen Kundenzufriedenheits-Studie sei das Autohaus immer unter den fünf Besten deutschlandweit. Preiß: "Dadurch konnten wir über all die Jahre hinweg viele Stammkunden gewinnen."

All die Jahre - damit meint er die 37, die der heute 63-Jährige schon als Geschäftsführer in Glinde tätig ist. Damals kam er als Kfz-Meister ins Unternehmen. Die Angestellten verkauft nicht nur schwedische Autos, sondern auch Alfa Romeo. Ein Jahr später der Wandel: Volvo sollte das Rennen allein machen. Der Absatz stieg stetig. Und die Begeisterung des Geschäftsführers für Automobile auch. So sehr, dass er seine Leidenschaft seinem Sohn in die Wiege legte: "Das Kinderzimmer voller Spielzeugautos, der Vater mit viel Engagement im Geschäft", sagt der heute 37-jährige Jens Preiß. Da habe er gar keine Wahl gehabt. Und heute sei er froh darüber, arbeitet nunmehr seit neun Jahren ebenfalls im Glinder Betrieb. Mittlerweile halte er ein Drittel der Geschäftsanteile. "In den kommenden zwei Jahren sollen ihm diese mehr und mehr überschrieben werden", sagt Vater Preiß. Eine solche Übergabe - das gibt in manchen Fällen doch auch Ärger? "Nicht bei uns", sagt Heinz Preiß. "Jens ist mittlerweile schon so lange im betrieblichen Alltag, dass wir über Unternehmensziele nicht mehr diskutieren müssen." Sind Tagesgeschehnisse aus der Firma denn auch beim Abendessen ein Gesprächsthema? "Ja. Klar. In solcher Situation lässt sich Berufliches und Privates nur schwer trennen", sagt der Sohn.

Stichwort Wirtschaftskrise: Geht denn die Krise spurlos am Autohaus vorbei? "Ja. Zum Glück", sagt Heinz Preiß. "Es lief ganz hervorragend in den vergangenen Monaten." Durch die Abwrackprämie sei die Nachfrage vor allem nach kleineren Neu- und Jahreswagen enorm gestiegen. Aber auch größere Fahrzeuge liefen bislang noch gut. Die Betonung liege auf ,noch'. "Das Abwrack-Angebot hat das Kunden-Interesse an Neuwagen vorgezogen." Diejenigen, die sich also langfristig ein neues Auto zulegen wollten, hätten nun schneller zugegriffen. Der Volvo-Chef ist aber weiterhin sehr zuversichtlich. Schließlich wären die "Viel-zu-tun-Tage", so wie er es nennt, bislang noch nicht weniger geworden. Um sich vom stressigen Alltag zu erholen, treibt der Autohaus-Chef übrigens entweder Sport oder geht mit Freunden gern mal "ein Gläschen Wein trinken."

Ein Gläschen Wein oder Bier trinken auch die insgesamt 36 Mitarbeiter nach Feierabend gern einmal zusammen. "Wir verstehen uns sehr gut", sagt der 49-Jährige Werkstatt-Mitarbeiter Uwe Neuß.

Bereits vor 33 Jahren absolvierte der gelernte Kfz-Mechaniker seine Ausbildung beim Glinder Volvo-Haus. Heute ist der Barsbütteler zuständig für das Ersatzteile-Geschäft. Gerade klebt er große Kartons zu. Die Ersatzteile sollen an umliegende Autohäuser geliefert werden.

Auch der 52-Jährige Peter Gläfcke gehört schon fast mit zum Inventar der Autowerkstatt. "Er ist ein brillanter Handwerker", schwärmt Senior-Chef Heinz Preiß. Schon fast genauso lange wie sein Boss arbeitet der gelernte Kfz-Mechaniker im Unternehmen Kille und damit in "seinem zweiten Zuhause". Seit 36 Jahren stehen täglich Lackieren und Aufpolieren für ihn auf dem Programm. Von acht Uhr morgens bis fünf Uhr abends.

Zur gleichen Zeit sind für Autoverkäufer Gunnar Sill Kundenkontakte das A und O. Er sagt: "Eine persönliche Beziehung zu den Kunden aufzubauen, das ist wichtig." Heute ist Gunnar Sill beim Unternehmen gleichgestellt mit Junior-Chef Jens Preiß. Zu 25 Prozent ist der Verkäufer am Unternehmen beteiligt.

Wenn sich der Senior-Chef eines Tages aus dem Geschehen zurückzieht, werde er sich mit Jens Preiß die Geschäftsführung teilen. "Obwohl ich mich nicht gleich komplett zurückziehen möchte", sagt Senior-Chef Heinz Preiß. Vor allem jetzt, wo der Betrieb doch bald ins Glinder Neubaugebiet umziehe und alles moderner und größer werde. Im November soll es schon losgehen. Dann werden die Umzugskisten gepackt und einige Autos umgeparkt. Etwa zwei Kilometer ist die neue Filiale von der derzeitigen entfernt. Mehr Platz zum Ausstellen von Autos, eine größere Werkstatt mit getrennten Abteilungen - in Zukunft soll alles praktischer werden. Seniorchef Heinz Preiß verspricht: "Aber unser besonderes persönliches Flair soll trotzdem erhalten bleiben."

Denn eines steht jetzt schon fest: Die dunkelbraunen Ledermöbel werden einen würdigen Platz im neuen Autohaus in Glinde bekommen.