In unserer Serie stellen wir Stormarner Unternehmen vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Lena Thiele und Birgit Jaklitsch haben sich für diese Folge bei Niro in Glinde umgesehen.

Unser Know-how sind unsere Mitarbeiter", sagt Ulf Roeper, Betriebsleiter bei Niro Präzisionstechnik in Glinde. Die Firma stellt Sonderanfertigungen aus Edelstahl her, vor allem Zulieferteile für die chemisch-pharmazeutische Industrie. "Wir fertigen zum Beispiel Trichter für Maschinen, in denen Tabletten oder auch Spültabs sortiert werden", sagt Geschäftsführerin Annette Christiansen, die seit vier Jahren im Unternehmen ist. "Die besondere Herausforderung ist dabei, die Oberfläche so zu bearbeiten, dass die Tabletten keine Rückstände darauf hinterlassen."

Deshalb schneiden, schleifen und polieren die sechs Mitarbeiter in der Produktion jedes Teil in Handarbeit. Mit einer Blechschere werden die Stahlbleche zugeschnitten. Soll ein Trichter entstehen, wird das Material zylinderförmig zusammengeschweißt. Da es sich durch die Wärme verzieht, wird es anschließend im Richtraum wieder in Form geklopft. Bläuliche Verfärbungen, die beim Schweißen entstehen, werden in der Strahlkabine entfernt. "Die besondere Herausforderung ist aber die Veredelung", sagt Roeper. Erst durch das kantenfreie Verschweißen und das Abschleifen und Polieren der Oberfläche wird der Trichter so glatt, dass Tabletten rückstandsfrei über das Stahlblech rutschen können.

"Jeder hier hat so seine Schwerpunkte, was er besonders gerne macht", sagt Roeper. Aber grundsätzlich könne jeder Mitarbeiter jedes Teil fertigen. Thomas Bergmann arbeitet gerade an einer Griffmulde - ein Tür- oder Schrankgriff, der nicht hervorsteht, sondern in den man hineinfasst. Die Sonderanfertigung soll in eine Jacht eingebaut werden. Im Hintergrund ist Musik aus dem Radio zu hören, an der Wand hängt ein Kehrblech, das ein anderer Mitarbeiter vor Jahren in seiner Ausbildung hergestellt hat. Der Blechschlosser arbeitet seit drei Jahren bei Niro. "Es macht Spaß hier, durch die Einzelanfertigungen ist es auch nicht jeden Tag das Gleiche", sagt der 43-Jährige. Auch mit seinen Kollegen komme er gut zurecht. "Hier gibt es keine Querulanten, wir sind füreinander da." Sein Kollege Michael Renn bearbeitet ein Blech für eine Tabletten-Sortiermaschine. Er sagt: "Ich mache am liebsten alle Arbeiten an einem Teil selbst - nur so lernt man." Die Arbeit bei Niro gefalle ihm sehr gut, sagt der 28-jährige Konstruktionsmechaniker, der seit knapp drei Jahren in der Firma beschäftigt ist. Zwar fertige er hier nur Zulieferteile an, keine kompletten Maschinen. "Dafür ist der Zusammenhalt besser als in einem größeren Betrieb."

Um unabhängiger von den Auftragsfirmen zu werden, plant die Firma zurzeit ein Eigenprodukt. "Das ist unser Jägertisch", sagt Annette Christiansen und zeigt einen 1,20 Meter breiten Edelstahltisch mit Aufsatz und Schutzblechen. Gedacht ist er für Jäger und Angler, die ihr erlegtes Wild oder gefangene Fische selbst zerlegen wollen. "Sie müssen dabei Hygienevorschriften einhalten", erklärt die Geschäftsführerin. Von dem Tisch erhofft sie sich eine bessere Auslastung der Firma. Wegen weggefallener Aufträge mussten bereits Mitarbeiter entlassen werden, sagt Christiansen. Auch ohne Kurzarbeit sei es nicht gegangen. Deshalb wolle sie ihre Firma zukünftig breiter aufstellen. "Wer nicht wagt, ein Eigenprodukt zu entwerfen, bleibt immer Zulieferer", sagt auch Betriebsleiter Roeper.

Für die Vermarktung und die Kundengewinnung ist Sigrid Wulf zuständig. Die 35-Jährige arbeitet seit knapp eineinhalb Jahren als Teilzeitkraft im Büro bei Niro. "Hier ist es sehr persönlich und herzlich", sagt die zweifache Mutter, die schätzt, dass ihre Chefin ihr bei den Arbeitszeiten entgegenkommt. "Und ich freue mich richtig, wenn ich neue Kunden gewinne", sagt sie.