In unserer neuen Serie stellen wir Stormarner Unternehmen vor. Was ist das Besondere im Betrieb? Wie tickt der Chef? Unser Reporter Michael Degenhard hat sich bei dem Ahrensburger Stiftehersteller Edding umgesehen.

Nein, der Absatz von Rotstiften sei wegen der Wirtschaftskrise nicht sprunghaft angestiegen. Per Ledermann, der Gesamtvorstand der Ahrensburger Firma Edding, muss etwas schmunzeln bei der Frage. Derzeit verkauft das Unternehmen 200 Millionen Textmarker und Stifte im Jahr. Edding ist zum Synonym für Stifte geworden - wie Tempo fürs Taschentuch.

In der Ahrensburger Firmenzentrale arbeiten etwa 100 Personen, die auch außerhalb der Arbeitszeiten viel miteinander unternehmen. Per Ledermann sagt: "Es gibt ein Fußballteam und eine Volleyballtruppe. Der Festausschuss aus Freiwilligen organisiert regelmäßig Fahrrad- und Kanutouren. Im Winter gibt es Glühweinabende. Es passiert viel."

Einige der Mitarbeiter gehen nach der Arbeit regelmäßig in einen nahe gelegenen Fitnessclub. Und auf dem Grillplatz wird nach der Arbeit oft noch die ein oder andere Wurst gedreht - diese Form des Miteinanders ist für den Chef, der die Firma bereits als 29-Jähriger übernahm, enorm wichtig. "Wir bieten den Mitarbeitern außerdem viele Fortbildungen durch die Edding-Akademie an", sagt er stolz. Das sind einerseits Sprachkurse, aber auch interne Fortbildungen, die von Mitarbeitern selbst verantwortet werden. Da gibt dann schon mal ein für die Computertechnik verantwortlicher Mitarbeiter oder eine Führungskraft einen Kursus zum Hobby-Einsatz der Stifte. Denn die Philosophie ist klar: "Alle Mitarbeiter sollten die Produkte kennen", sagt der Chef, der die Bezeichnung Chef eigentlich gar nicht so gerne hört. "Viele der Mitarbeiter kannten mich ja schon als kleiner Butscher." Sein Vater Volker Detlef Ledermann gründete mit Carl-Wilhelm Edding 1960 in zwei Kellerräumen die Firma. Die beiden hatten die Idee, aus einem einfachen Filzschreiber ein Stifte zum leichten und brillanten Markieren und Schreiben zu schaffen. Ihr erstes Produkt, der Allround-Marker "edding Nr. 1", wurde zum Vorbild für Generationen von Markern.

"Es ist Traumjob, das Baby meines Vaters fortzuführen", sagt Per Ledermann.

Für die herausragende Personalpolitik wurde Edding im Jahr 2007 zum Top-Arbeitgeber der Wirtschaftsinitiative "Top Job" gewählt. Das Unternehmen gehört damit zu den 100 besten Arbeitgebern in Deutschland. Wahrscheinlich auch deshalb fährt Manfred Jansen jeden Tag über eine Stunde aus Hohenlockstedt bei Itzehoe nach Ahrensburg. Und das seit 23 Jahren. "Da ist schon ein besonderes Arbeitsklima hier", beschreibt der Qualitätsprüfer seine Verbundenheit mit der Firma. In seiner Abteilung werden die Produkte immer wieder getestet. Wie lange schreibt der Stift? Ab wann leidet die Qualität? Bleibt der Strich auch immer gleichgroß?

Aber nicht nur in der Personalverantwortung agiert Edding nachhaltig. Auf dem Dach des Unternehmens sind Photovoltaikanlagen installiert, die Strom für etwa neun Haushalte liefern. "Eine Menge Strom zu produzieren, ist aber nur eine Seite", sagt Per Ledermann. "Es ist auch wichtig, Umweltbewusstsein in die Köpfe der Mitarbeiter zu bekommen. Das geht schon beim Mülltrennen im eigenen Büro los. Da wurde einigen auch schon mal der Eimer auf dem Tisch ausgekippt."

Aber auch bei den Produkten wird auf Nachhaltigkeit geachtet. "Wir werden da häufig unterschätzt. Wir sind Vorreiter gewesen und nutzen schon lange keine aggressiven Lösungsmittel mehr." Viele der Marker sind nachfüllbar, einige der geflügelten Stifthüllen bestehen zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial. "Neuerdings verwenden wir Tinten aus naturbasierten Stoffen. Chlorophyll für grün, Karmin für rot", sagt Ledermann. Der Vorstand ist zuversichtlich, dass diese Produkte noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Derzeit befinden sie sich noch in der Testphase.

Die weltweite Wirtschaftskrise macht aber natürlich auch vorm Stifteexperten nicht halt. Im Lager musste Kurzarbeit angeordnet werden, da gerade die Lieferungen in die Industrie zurückgingen. Aber deswegen gleich den Betriebsausflug ausfallen lassen? Nicht bei Edding. Es ging kurzerhand mit Belegschaft, Bollerwagen und selbst gemachten Salaten in den Beimoorwald zum Frisbeespielen und Grillen. Im Jahr zuvor wurde noch etwas aufwendiger gefeiert. Angemietete Busse brachten die Belegschaft in den Hamburger Hafen. Das eingesparte Geld kam jetzt den Kurzarbeitern zugute.

Per Ledermann ist daher auch zuversichtlich, in Zukunft nicht zu viele der eigenen Rotstifte gebrauchen zu müssen. In diesem Jahr strebt er ein "ausgeglichenes Ergebnis" an.