In unserer Serie stellen wir Stormarner Unternehmen vor. Was ist das Besondere im Betrieb? Was sagen die Mitarbeiter? Für diese Folge hat sich Abendblatt-Reporter Michael Degenhard bei Hela umgesehen.

Wird gegrillt, sind die roten Ketchup-Flaschen aus dem Hermann Laue Gewürzwerk oft nicht weit. 30 Millionen Stück verlassen das Werk in Ahrensburg Jahr für Jahr. Dort führt Inhaber Björn Laue in dritter Generation fort, was seine Vorfahren vor 104 Jahren im Hamburger Schanzenviertel mit einer Darm- und Gewürzhandlung begonnen haben. Heute beschäftigt das Unternehmen allein in Ahrensburg 345 Mitarbeiter.

Viele von ihnen gehören schon seit Jahrzehnten zur Ketchup-Familie. Inhaber Björn Laue ist denn auch der Meinung, dass eigentlich nicht er im Mittelpunkt stehe, sondern dass es seine langjährigen, verdienten Mitarbeiter seien. Laue sagt: "Ich trage nur die meiste Verantwortung."

Es sind Mitarbeiter wie Richard Radecker. Der Gesamteinkäufer gehört dem Betrieb seit 47 Jahren an, seit seiner Lehre. Damals war er 17. Was er als Gesamteinkäufer macht? Radecker sagt: "Ich fahre dorthin, wo der Pfeffer wächst." Auf der ganzen Welt ist er gewesen, um Gewürze zu riechen, zu probieren und natürlich auch einzukaufen. "Ich bin der Firma immer gern treu geblieben", sagt der Hamburger, der nun doch Abschied nimmt: Am 1. Oktober beginnt sein Ruhestand. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hängt ein Bild des Firmengründers Hermann Laue.

Ein Arbeitsleben lang bei einer Firma - so etwas gibt es heute nicht mehr allzu oft. Bei Hela gehört es dagegen fast schon zur Unternehmensphilosophie. Björn Laue ist der Auffassung, dass die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter enorm wichtig für den Erfolg eines Betriebs ist.Entlassungen infolge der Wirtschaftskrise hat es hier nicht gegeben. "Toi, toi, toi", meint der Chef dazu, klopft dabei auf Holz und sagt: "Wir haben aber auch ein starkes Produkt." Der Hela-Gewürzketchup ist in Deutschland schon lange Marktführer und bei vielen zum Synonym für Ketchup geworden. Einen Großteil des Umsatzes macht die Firma nicht mit dem berühmten Ketchup, sondern mit Gewürzlieferungen an die Lebensmittelindustrie und an Schlachtereien. Der Ketchup ist seit den 60er-Jahren im Sortiment.

Bei einem Rundgang über das Firmengelände am Ahrensburger Beimoorweg fällt auf, dass der Chef nicht nur nahezu alle seine Mitarbeiter kennt und einen lockeren Umgang mit ihnen pflegt, sondern er auch über die Produktionsabläufe bis ins Detail bescheid weiß. Der Unternehmer Björn Laue agiert nicht nur aus seinem Büro heraus, er schaut auch immer wieder in den Produktionshallen vorbei. Dort, wo es so intensiv nach exotischen Gewürzen duftet.

In den Hallen lagern diverse Gewürzsorten im Wert von etwa zehn Millionen Euro. "Wir Deutschen sind große Wurstesser. Es gibt 1500 verschiedene Wurstsorten. Wir bei Hela können innerhalb kürzester Zeit etwa 15 000 verschiedene Gewürzmischungen herstellen und liefern."

In der Versandabteilung ist Benno Möller gerade damit beschäftigt, einen Auftrag zu bearbeiten. Er sagt: "Ich identifiziere mich mit meiner Firma." Möller sagt wirklich "meine Firma" - und er meint es auch so. Denn er ist auch schon seit 34 Jahren dabei, hat - noch in Hamburg - schon unter Björn Laues Vater gearbeitet. Überhaupt gibt es in beinahe jeder Abteilung Angestellte, die länger dabei sind als der Chef selbst. Also mehr als 26 Jahre. Björn Laue hat den Betrieb 1983 übernommen. Zu der Zeit war der kaufmännische Angestellte Volker Lawnizak aus Hamburg schon 13 Jahre bei Hela. Auch er hat als Lehrling angefangen. Lawnizak sagt: "Ich bin immer gern hergekommen", und strahlt dabei.

Das Arbeitsklima in der Firma, die seit 1991 ihren Sitz in Ahrensburg hat, mag ein Grund dafür sein. Die Mitarbeiter verabreden sich abteilungsübergreifend zum Mittagessen, und nach der Arbeit treffen sich einige von ihnen auf dem firmeneigenen Tennisplatz.

Mittlerweile hat Laue auch ein Werk in China. "Den Betrieb umsiedeln möchte ich trotzdem nicht", sagt Firmenchef Björn Laue. "In Asien wird für den asiatischen Markt produziert und hier für den europäischen. So soll es auch bleiben."

Er beobachtet den Preiskampf in der Lebensmittelindustrie mit großer Sorge. Auch die Diskussionen über die Ersatzstoffe, wie zum Beispiel den sogenannten Analogkäse, beschäftigen ihn in dieser Zeit. Björn Laues Taktik: Er handelt gegen den Trend und setzt auf Bewährtes.

Björn Laue wirkt zufrieden. Der Chef denkt noch nicht ans Aufhören. Darüber gesprochen hat er trotzdem schon mal. Seitdem weiß er: Die vierte Generation Laue steht schon in den Startlöchern. Die vier Kinder des Inhabers haben alle Interesse an dem Unternehmen, an Gewürzen, an Ketchup - und an langjährigen Mitarbeitern.

In der nächsten Folge der Serie "Meine Firma" stellen wir am kommenden Donnerstag Fuchs Fördertechnik in Oststeinbek vor. Alle bisher erschienenen Folgen der Serie stehen auch im Internet: www.abendblatt.de/stormarn