In unserer Serie stellen wir Unternehmen in Stormarn vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Dorothea Benedikt hat Grützmann und AP Marine in Reinfeld besucht.

Wenn man auf einem Schiff auf den Türknopf drückt und es zischt einmal kurz - dann sind häufig wir dafür verantwortlich", sagt Björn Helge Armbrecht. Dabei tippt er auf einen Aluminiumblock, der ungefähr so groß ist wie eine Milchpackung. "Das ist ein pneumatisches Antriebssystem für Feuerschutztüren auf Schiffen und Bohrinseln", sagt der hochgewachsene Mann, "mein Vater hat es 1989 entwickelt und 1995 patentieren lassen." Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe, darunter auch die als "Traumschiff" bekannte "MS Deutschland", wurden mit der Technik aus Reinfeld ausgestattet.

1983 gründete Hans-Rainer Armbrecht in Hamburg das Unternehmen Armbrecht und Partner. "2001 mussten wir Insolvenz anmelden. Die Aufträge blieben weg", sagt Björn Helge Armbrecht. Zudem war seine Mutter - damals der finanzielle Kopf der Firma - drei Monate zuvor gestorben. Die Rettung kam aus Reinfeld. Die Kurt Grützmann Feinmechanic GmbH übernahm die Firma. "Wir hatten schon vor der Insolvenz zusammengearbeitet", sagt Niko Planthaber, Geschäftsführer von Grützmann. In der Karpfenstadt wurden die Einzelteile für das Türantriebssystem gefertigt.

Seit 2001 ist der Armbrecht-Nachfolger unter dem Namen AP Marine eine 100-prozentige Tochter, für die Björn Helge Armbrecht verantwortlich zeichnet. In den Produktionsräumen am Weddernkamp werden neben den Türantriebssystemen auch andere feinmechanische Teile für die Medizintechnik, für Maschinen sowie die Luft- und Raumfahrt gefertigt. "Auch die Ventile für die Notsauerstoffversorgung auf dem Space Shuttle ISS wurden hier in Reinfeld gebaut", sagt Niko Planthaber. Auf rund 3500 Quadratmetern stehen 40 computergesteuerte Fräs- und Drehmaschinen. Ständig spritzt Wasser gegen die Innenwände der sogenannten CNC-Maschinen. "Das ist das Kühlwasser", sagt Sven Hülskock, der eine Anlage bedient. Er schiebt die Rohlinge hinein, die vorher in der Dreherei aus Aluminium, Kupfer, Messing, Bronze oder Edelstahl geschnitten wurden. "Danach gebe ich in den Computer ein, welches Produkt gefertigt werden soll, und dann geht alles von allein", sagt Hülskock. Dem 37 Jahre alten Fräser macht die Arbeit Spaß: "Zwar ist es manchmal ganz schön stressig, aber das gehört dazu."

Auf den modernen Maschinenpark ist Geschäftsführer Planthaber besonders stolz. "Wir sind sehr flexibel und können Kundenwünsche schnell umsetzen", sagt er. Neben den Produktionshallen, in denen fast alles automatisch läuft, gibt es noch einen kleinen Raum mit alten Dreh- und Fräsmaschinen, die von Hand betrieben werden. "Das ist unsere Lehrlingswerkstadt", sagt Björn Helge Armbrecht. Zurzeit lernen 14 junge Leute den Beruf des Zerspannungsmechanikers und Industriemechanikers für Systemtechnik.

Hochmodern geht es in der Qualitätssicherung zu. Dort arbeitet Irene König. "Stichprobenartig werden hier die Produktionsstücke kontrolliert", sagt sie und legt ein rundes Messingteil auf einen Messtisch, das 3-D-Gerät. Dann gibt sie die Produktnummer in den Computer ein. Ein Mini-Roboter fährt aus und umrundet das Metallstück. Es sieht so aus, als ob er tanzen würde. "Der Roboter kontrolliert, ob die Abstände zwischen den Gewinden richtig sind. Auf dem Bildschirm sieht man das Protokoll", sagt Irene König, die seit zehn Jahren in der Firma ist. Die Produkte, die später in der Medizin verwendet werden, kommen alle auf den Prüfstand. "Ein Beispiel ist das Produkt, das die Konzentration eines Narkosemittels zwischen Flasche und Atemmaske regelt."

Qualitätsprüfungen werden aber nicht nur im Werk gemacht. Die Mitarbeiter von AP Marine gehen auch an Bord der Luxusyachten, um individuell gestaltete Türen einzubauen und zu kontrollieren. Die Geschäftsreisen führen schon mal in die Vereinigten Arabischen Emirate, in die USA und nach Australien.

"Bevor wir übernommen wurden, haben wir eher Serienprodukte für große Kreuzfahrtschiffe gebaut. Jetzt konzentrieren wir uns mehr auf Yachten und erfüllen individuelle Wünsche", sagt Armbrecht. Und bei seinen Reisen kann er auch immer mal wieder seinen Vater Hans-Rainer besuchen, der jetzt in Andalusien wohnt. Dann erzählt der Junior auch, wo die Erfindung überall neu eingebaut wurde.