In unserer Serie stellen wir Stormarner Unternehmen vor. Was ist das Besondere am Betrieb? Wie denken die Mitarbeiter? Für das Abendblatt hat sich Lena Thiele jetzt beim Dienstleister AS System umgesehen.

Wie in einem großen begehbaren Kleiderschrank, so muss sich Reiner Nowinski manchmal fühlen. Bei der Trittauer Firma AS System ist er der Herr über den Lohndruckbereich. "Alles, was bedruckt wird, läuft hier durch", sagt der 48-Jährige und greift mit einem gezielten Griff ein gelbes Trikot aus einem der zahlreichen mit Kleidung gefüllten Kartons, die auf dem Boden, an der Wand im Regal stehen. Bis unter die Decke stapeln sie sich. Hier und da leuchtet ein bunter Zipfel, ein reflektierender Streifen oder eine Rückennummer hervor. Dahinter verstecken sich Berufsbekleidung, Vereinskleidung und sogar die Trikots für die Hockey-Nationalmannschaft.

"Wir stellen die Embleme und Schriftzüge her, die zum Beispiel die Kleidung der Mitarbeiter von Lufthansa, des ADAC, des Hamburger Flughafens, der Polizei oder auch der Stadtwerke München zieren", sagt Geschäftsführer Thomas Dührkop. "Unsere Kunden sind aber die Berufskleidungshersteller." So wie die Bundeswehr, die bei dem Trittauer Betrieb seinen Vorrat an schwarz-rot-goldenen Aufnähern bestellt. Die Mitarbeiter bei AS System drucken oder sticken sogenannte Transfers. Die werden dann entweder an die Kleidungshersteller geliefert oder gleich vor Ort auf die Kleidung gedruckt oder genäht.

"Das ist nie langweilig. Jeden Tag gibt es etwas anderes zu tun", sagt Reiner Nowinski, der besondere Herausforderungen liebt. "Sportsachen mache ich gern. Da muss alles stimmen, jedes Trikot muss in der richtigen Größe mit der richtigen Nummer bedruckt werden", sagt er und legt eine Folie mit einer großen schwarzen Zwei auf das nächste Trikot. Jeder Griff muss sitzen, kein Sportler soll mit einer schiefen Rückennummer aufs Feld laufen. "Das sollte nahezu perfekt sein", sagt Nowinski, der vor fünf Jahren zu AS kam. Der 48-Jährige ist froh, hier arbeiten zu können. "Das ist das Entscheidende: Man ist drin und nicht draußen." In dem Unternehmen arbeiten viele Quereinsteiger wie er. "Viele haben vorher etwas anderes gemacht", sagt Thomas Dührkop. Auch die Mitarbeiter in der Siebdruckerei sind alle bei AS angelernt worden. So könne die Firma die beste Qualität erreichen. Einer ist Handwerker, ein anderer technisch begabt, ein dritter hat vielleicht ein gutes Auge für Farben - so kann jeder seine Fähigkeiten einbringen."

Norman Mech arbeitet in der Siebdruckerei. "Eigentlich bin ich Kfz-Mechaniker", sagt der 27-Jährige. Aber seit er vor eineinhalb Jahren bei AS angefangen hat, fasziniert ihn der Druckprozess. "Es ist interessant zu sehen, wie so etwas entsteht." Seine Arbeit gefalle ihm immer noch gut, sagt Norman Mech. "Ich lerne jeden Tag dazu."

Sein Kollege Peter Dieckmann ist schon seit 20 Jahren dabei. Angefangen hat er im Lohndruck, mittlerweile steht er an einer Siebdruckmaschine. "Hier kann ich meine Erfahrung im Farbenmischen einbringen", sagt der 55-Jährige und deutet auf ein Regal hinter ihm. Dort reihen sich bunte Farbeimer aneinander. Jeder Auftrag erfordert eine spezielle Farbkombination. "Die Farbe ist für den Kunden sehr wichtig, sie ist oft auch Teil der Unternehmens-Identität. Deshalb müssen wir die Farbe jedes Mal genau richtig treffen", sagt Thomas Dührkop. Je besser das gelingt, desto zufriedener sind die Kunden. Und je besser der Ruf der Firma, desto mehr Erfolg hat auch Susanne Klemm. Sie arbeitet seit fünf Jahren im Vertrieb und gewinnt Neukunden für AS. "Es ist toll, wenn ich auch gut versorgte Firmen von uns überzeugen kann", sagt sie. "Das ist genau mein Ding. Ich bin sehr kontaktfreudig und kann gut Leute für mich gewinnen." Aber nicht nur deshalb ist Susanne Klemm mit ihrem Arbeitsplatz glücklich. Auch die Rahmenbedingungen stimmten. Nebenan sei gleich das Gymnasium für ihre Kinder - und in zehn Minuten sei sie zu Hause. "Das ist einfach toll."

In einem sind sich die Mitarbeiter einig: Bei AS wird es nie langweilig. Thomas Dührkop hat schon einen neuen Plan. "Wir entwickeln gerade eine Technik, mit der winzige Mikrochips im Stoff eingenäht werden können ", sagt er. "Neu ist, dass sie auch Kochwäsche überleben und so ganz anders eingesetzt werden können als bisher." Die Chips könnten etwa für Zugangskontrollen bei Konzerten oder Marathon-Veranstaltungen genutzt werden. Vielleicht findet auch Reiner Nowinski irgendwann die vielen Sporttrikots in den Kartons per Mikrochip-Signal.