Gerade haben die Erstsemester die ersten Tage im Studienalltag hinter sich gebracht.

"Puh, ich bin total fertig." "Das geht echt nicht klar." Das ist der Tenor angesichts eines engen Programms, üppiger Infos und Horden von Studenten. Zuwenig scheint es dagegen Raum für individuelle Verarbeitung der Eindrücke zu geben, zu wenig Flexibilität in der Planung.

Diese Wahrnehmung scheint ein Spiegel der Bildungsdebatten in jüngster Zeit zu sein. Die Vorwürfe: Immer mehr Reglementierung, mehr Nutzenorientierung - wessen Nutzen, übrigens? - mehr Komprimierung.

Wie war das noch vor wenigen Wochen? Bildungsstreik, Auflehnung gegen die Verkürzung der Oberstufe. In allen Stellungnahmen zeigten sich vor allem junge Menschen besorgt um Zukunft und Gestaltung des Bildungssystems in Deutschland.

Doch mit Bedenken gegenüber dem Ist-Zustand ist es nicht getan. Gibt es Möglichkeiten, auf die Gestaltung des eigenen Bildungsweges mehr Einfluss zu nehmen?

Man darf gespannt sein, wie sich das Verhältnis der neuen Studenten zu ihrem Studium entwickelt. Ob mit der Zeit ein Gewöhnungsprozess abläuft, ein Wandel eintritt oder sich die weit verbreitete Skepsis gegenüber dem momentan empfundenen Korsett weiter trägt. Diese Entwicklung kann als Wegweiser für die Diskussion über Bildung in Deutschland gesehen werden. Denn wie heißt es: Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.

Dagmar Willems studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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