Montag, sieben Uhr: Zwanzig verschlafene Studenten huschen durch den Hörsaal. Eine Besetzung soll vorbereitet, ein Freiraum für Diskussionen geschaffen werden. Was uns erwartet? Keine Ahnung!

Freitagnachmittag: Die Köpfe qualmen, Augenringe zeichnen sich deutlich ab - alle sind erschöpft, aber zufrieden. Der Hörsaal 1 ist seit fünf Tagen fest in den Händen der Studierenden.

Wir fordern eine Gestaltung des Studiums, das sich an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert, ihnen Wahlmöglichkeiten lässt. Es basiert auf Chancengleichheit und schließt daher Gebühren aus. Als Teil eines vernetzten Bildungssystems stehen die einzelnen Bildungseinrichtungen nicht in Konkurrenz zu einander, sondern kommen gemeinsam ihrem Bildungsauftrag nach.

Klingt ganz vernünftig, könnte man sagen, aber muss man dafür im Hörsaal schlafen? Vielleicht doch, wenn man denn wahrgenommen werden will. Und mal ganz nebenbei: Woanders greifen die verzweifelten Studis zu viel drastischeren Maßnahmen: In Albanien befinden sich die Besetzer sogar im Hungerstreik! Und gemessen an dem, was unsere Eltern gemacht hätten, wenn das Bildungssystem vor 30 Jahren die katastrophalen Zustände von heute aufgewiesen hätte, sind wir doch zahm wie Lämmchen. Oder wie Heidschnucken, um bei Leuphana zu bleiben: Perlenohrring- und Polohemdenträger welcome!

Im zukünftigen "Harvard auf der Heide", wo sich Fuchs und Haubenlerche gute Nacht sagen, kochen BWL-Studenten mit Politikwissenschaftlern gespendetes Essen und trinken politisch korrektes Pils. Ein gewisser Kuschelfaktor stellt sich schon ein, wenn man fünf Tage zusammen lebt. Und so unbequem ist es auch gar nicht auf dem Boden zwischen den Sitzreihen.

Aber viel schlafen wir ohnehin nicht. Denn eines ist klar: So groß unsere Augenringe auch sein mögen, unsere Ziele sind größer: Wir wollen die Diskussion weiterführen, immer mehr Studierende sollen sich beteiligen, Forderungen aufzustellen und an den entsprechenden Stellen zu platzieren. Wir machen weiter, bis wir gehört werden! Deshalb empfehlen wir dem Uni-Präsidium, uns ernst zu nehmen. Denn sonst könnte es passieren, dass sich unter den Heidschnuckenpelzen doch noch die eine oder andere Wölfin abzeichnet.