Wir leben in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Abitur machen und Unis immer höhere Studentenzahlen vermelden. Der Druck, sich von der Konkurrenz abheben zu müssen, wächst so ständig. Denn die Ansprüche der Arbeitgeber steigen mit der Zahl an qualifizierten Bewerbern. Einser-Zeugnisse garantieren heutzutage keinen Job mehr. Möglichst jung sollte man sein, aber trotzdem viel Berufserfahrung mitbringen - so eine paradoxe Forderung der Personalabteilungen.

Eine vermeintliche Antwort auf derart hohe Erwartungen hat sich in den letzten Jahren in den Köpfen vieler Anwärter festgesetzt: Es gilt, möglichst viele Praktika zu absolvieren, damit man die gewünschte Erfahrung vorweisen (oder zumindest vortäuschen) kann. Je länger der Lebenslauf, desto besser die Chancen, denkt man.

Um die vielen Praxiseinsätze in den Zeitplan quetschen zu können, werden sie einfach auf ein Minimum gekürzt. Also hier vier Wochen Marketing bei der Bank, da sechs Wochen Museumsarchiv, dann Kundenbetreuung im Verlag usw. Klingt zunächst gut. Bei genauerem Hinsehen jedoch wird jedem Personaler auffallen, dass in solch kurzen Zeiträumen kaum echte Berufserfahrung hängen geblieben sein dürfte. Ein Sammelsurium an unterschiedlichsten Praktikumsstellen kann außerdem Unentschlossenheit signalisieren.

Zum ersten Hereinschnuppern in einen Beruf mögen kurze Praktika geeignet sein. Um später tatsächlich Erfahrung vorweisen zu können, wohl kaum. Wer kann, arbeitet sich über Monate in einem Unternehmen ein - wenn es das Studium zeitlich zulässt. Denn "Pimp my Lebenslauf" um jeden Preis ist - wie so oft - mehr Schein als Sein.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"

Karoline Mohren studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.