Die Internet-Paranoia ergreift mich! Immer wieder machen mich die schier unendlichen Möglichkeiten des World Wide Web skeptisch.

Zum Beispiel, wenn ich nachschauen möchte, wie lange der Fielmann in Lüneburg geöffnet hat und das Internet mir, zusätzlich zur gewünschten Zeitauskunft auch noch einen Lageplan anbietet, auf dem der genaue Weg von meiner Straße bis zum Geschäft eingezeichnet ist. Das Internet weiß also, wo ich bin.

Als wäre das nicht schon unheimlich genug, weiß es jetzt anscheinend auch noch, dass ich kein Mann bin und Körperpolster kultiviere. Durch diverse Accounts in Internet-Communities und meine momentan sehr hohe Netz-Aktivität, hat sich die virtuelle Intelligenz inzwischen ein realistischeres Bild von mir machen können und weiß: Ich bin eine Frau.

Woran ich das merke? Ich habe schon lange keine Angebote mehr bekommen, Viagra zu kaufen oder Frauen aus Polen kennenzulernen. Stattdessen werde ich überschwemmt von Benachrichtigungen, die mir weismachen wollen, dass es auch für mich endlich die Lösung gibt um abzunehmen, und das ganz ohne Sport. Offenbar schlussfolgert die virtuelle Intelligenz daraus, dass ich im Moment besonders viel vor meinem Rechner sitze, sodass sich an meinem Körper langsam ein paar Pölsterchen hier und da bilden müssen.

Das Netz weiß also, wo ich bin, wer ich bin und wie ich aussehe. Und nun fängt es auch noch damit an, die Körper der PC-User zu scannen. Irgendwann wird es unsere Körper steuern und die gesamte Menschheit versklaven.

Noch hört mir keiner zu. Noch lachen die Menschen über mich. Doch wer weiß, wie lange noch.

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"