Als studentischem Vielfahrer im Besitz einer Bahncard 50 fällt auf: An den verschiedenen Bahnhöfen werden die ankommenden Fahrgäste immer öfter von monoton-freundlichen Lautsprecher-Ansagen begrüßt. Doch mit dem Gruß allein ist es nicht getan.

Oft wird dem Neuankömmling auch gleich noch Orientierung geboten. Über die reine Ortsangabe hinaus erfährt der Reisende auch das Charakteristikum der Lokalität: "Kongress- und Messestadt" heißt es da, "Universitätsstadt" oder auch "Hansestadt". Was dem Reisenden bei dieser Gelegenheit offeriert wird, ist indes nicht immer ein Indiz dafür, was den Standort wirklich ausmacht. Häufig hat es viel mehr damit zu tun, wie der Ort wahrgenommen werden will.

Wie also sieht die Selbstinszenierung denn eigentlich in Lüneburg aus? Bisher setzt Lüneburg in seiner Präsentation nach Außen ganz auf seine Geschichte: die Hansestadt, die Salzstadt, die mittelalterliche Stadt. Es gibt zig Feste und Märkte, die diese Themen aufgreifen.

Einen starken Kontrast dazu bildet die Selbstdarstellung der Uni. Hier setzt man auf Modernität, Fortschritt und Zukunft. Auf dem Campus und im Internet wird dieses Bild durch das omnipräsente Logo der Leuphana Universität verbreitet. Auch wenn die Uni sich eine stärke Zusammenarbeit mit der Stadt auf die Fahnen schreibt, hat sich in der Außendarstellung Lüneburgs noch nicht viel in diese Richtung verändert. Aber vielleicht ist man auch nur vorsichtig. Schließlich ist es ja eine starke Marke, die sich da anschließen will. Sonst tönt es am Bahnsteig vielleicht irgendwann einmal: Willkommen in Leuphana-Stadt.

Dagmar Willems studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

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