Vor meinem Studium habe ich mich oft gewundert, warum manche einfach nicht mit ihrem Studium fertig werden. Wozu gibt es denn die Regelstudienzeit, habe ich mich gefragt. Die müsste doch eigentlich Auskunft darüber geben, wie lange man in etwa studieren wird. Aber warum brauchen viele wesentlich länger? Man könnte mutmaßen, dass diejenigen einfach zu faul sind. Oder dass sie nebenbei so viel arbeiten, dass sie sich nicht auf ihr Studium konzentrieren können.

Sicherlich kommen beide Fälle häufig vor. Aber es gibt noch einen dritten Grund und der wurde mir auch erst während des Studiums klar: Regelstudienzeiten berücksichtigen nicht alle Fächer eines Studiengangs und deren Anforderungen. So ist es ein himmelweiter Unterschied, ob man in einem Hauptfach größtenteils nur Klausuren schreibt oder ob man jedes Seminar mit einer Hausarbeit abschließen muss, um am Ende den begehrten Schein in den Händen zu halten.

Nun bedürfen Klausuren gewiss auch der Vorbereitung, doch sie sind meist schneller und gehäufter zu bewältigen. Mehr als drei Hausarbeiten schafft man pro Semester üblicherweise nicht.

So können die einen nach der Klausurenphase die vorlesungsfreie Zeit für Praktika, Auslandsaufenthalte oder gar Urlaube nutzen, während die anderen mit Seminararbeiten beschäftigt sind. Was am Ende des Studiums dazu führt, dass Klausurenschreiber nicht etwa weniger geleistet haben, aber trotzdem oft schneller fertig sind. Für sie mag die Regelstudienzeit realistisch sein. Alle anderen sind dem Druck der drohenden Langzeitstudiengebühren ausgesetzt. Kurzum: Die Regelstudienzeit ist wohl eher die Ausnahme als die Regel.

Caroline Mohren studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"