Vor elf Jahren leistete das Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin einen Quantensprung für den Abbau der Diskriminierung von Frauen in Europa. Werter Leser, ebenso werte Leserin, Sie ahnen es: Es ging damals um die Namensvergabe für Hoch- und Tiefdruckgebiete. Über 40 Jahre lang hatte man(n) gewissenlos männliche Vornamen für die Hochdruckgebiete, die meist mit schönem und sonnigem Wetter daherkommen, und weibliche Vornamen für die nasskalten, unerfreulichen Tiefdruckgebiete vergeben. Seit 1998 dürfen in ungeraden Jahren auch Frauen prahlen: "Das gute Wetter, das wir am Wochenende kriegen, heißt wie ich!"

Wie ich jetzt erfuhr, gibt es nun scheinbar eine weitere Neuerung auf diesem Gebiet. Auch Feld-Koordinaten des persischen Traditionsspiels Schach müssen ab sofort in die Namensvergabe für die wetterbestimmenden Luftmassen einbezogen werden. Der Name eines über Deutschland ziehenden Tiefdruckgebietes lautete "C4". Ich habe es selbst gehört.

Ich finde diese Entscheidung aus Berlin etwas übertrieben. Wenn nun auch Schachfelder Namensgeber werden, wen oder was müssen wir zukünftig noch berücksichtigen? Teesorten? Fußballvereine? Rockbands der 90er?

Möglicherweise irre ich mich aber auch. "C4" ist schließlich weitaus mehr als nur eine Position auf dem Schachbrett. Es gibt zum Beispiel einen Plastiksprengstoff namens C4. Je genauer ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir alles. Es war mir schon immer bewusst, dass es eines Tages so kommen würde. Mittels Sprengungen auf dem offenen Meer wird das Wetter verändert und so dem Klimawandel entgegengewirkt! Eigentlich eine gute Idee.

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