Eine Sache, die ich beim Studium des Faches Kunst gelernt habe ist: Symptome richtig lesen ist schwer. - Nicht nur in der Kunst, auch im Alltag und natürlich auf dem Campus.

Es ist ein merkwürdiger Virus, der unter den Lüneburger Studenten grassiert. Es scheint zwar nicht ansteckend zu sein und auch die Symptome fallen unterschiedlich aus, aber ich beschreibe einen Zustand der beinahe krankhafte Züge hat. Besonders Studierende, die in Lüneburg arbeiten und wohnen sind häufig betroffen.

Gegen Mitte der Vorlesungsfreien Zeit war es auch bei mir soweit. Als Student in Lüneburg, mit Wohnsitz in der Innenstadt musste es mich ja irgendwann treffen. Erste Beschwerden wie plötzlich auftretender Schwindel und Stimmungsschwankungen kippten bald in eine Depression. Die Schübe wurden besonders schlimm, wenn ich durch die Fußgängerzone ging. Busfahrten vom Sande aus wurden unmöglich und den Wochenmarkt konnte ich nur unter Schmerzen überqueren.

Als ich meinem Hausarzt die Symptome geschildert hatte, lächelte er, wie ein kleines Kind, das einen Erwachsenen im Schach besiegt hat. "Tja Herr Schaper, sie haben Backsteinkoller!", rief er fast fröhlich.

Da ich mich weigerte, mich durch einen Umzug nach Harburg zu desensibilisieren, verordnete er mir eine Woche Jugendherberge in Kiel. Die Innenstadt ist in Kiel fast backsteinfrei und daher ein ideales Naherholungsgebiet für Studenten mit Backsteinkoller.

Mein Urlaub hat übrigens gut geholfen. Ich kann wieder durch die Fußgängerzone und auf den Markt gehen. Für ein paar Monate sollte ich jetzt sicher sein. Aus gesundheitlichen Gründen begrüße ich den Bau des neuen Audimax jedenfalls sehr.

Florian Schaper promoviert im Fach Kunst an der Uni Lüneburg.

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