Ist es nun ein eindeutiges Zeichen, dass mir mein Studienfach in Fleisch und Blut übergegangen ist oder die universal fühlbare Trauer um den King of Pop, die mich letzte Nacht nicht schlafen ließ?

Ich hatte ein Interview gesehen mit Michael Jacksons Schwester LaToya. Die hatte ja schon kurze Zeit nach dessen Ableben behauptet, dass er keines natürliches Todes gestorben sei - und sprach von Mord. Ich sah da also zu ohne große emotionale Beteiligung. Dann ging ich schlafen, weil ich am nächsten Tag früh raus musste. Es wurde aber eine Nacht, in der mich kräftezehrende Schlaflosigkeit plagte: Die Theorie ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Michael Jackson, vergiftet durch Medikamente von seinem Hausarzt. Derselbe, der schon James Brown behandelt hatte. Laut LaToya hat dieser Arzt auch Brown auf dem Gewissen. Gibt es einen Serienkiller, der es auf schwarze Musiker abgesehen hat? Und wenn ja, wer ist der nächste? Stevie Wonder sollte jetzt gut auf sich aufpassen. Er war auf Michaels Trauerfeier - ebenso wie Michael Jackson an James Browns Trauerfeier teilnahm. Das hat doch System, dachte ich, und konnte nicht schlafen. Mist.

Um nicht komplett an meinem Verstand zu zweifeln, als dieser Popstar-Krimi in meinem Kopf abläuft, wollte ich das Ganze irgendwie in wissenschaftliche Bahnen lenken. Wozu studiere ich Musik und Kommunikationswissenschaften?! Ich kann den Tod Michael Jacksons sehr wohl objektiv betrachten, ohne mich von der emotionalen und werbewirksamen Propaganda beeinflussen zu lassen.

Oder doch nicht? Der Schlaf kam jedenfalls nicht. Verzweifelt fing ich an, Schafe zu zählen. Die aber moonwalkten rückwärts übern Zaun.

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"