Die langsam herbstlich werdende Landschaft könnte so schön sein, prangte da nicht überall, wo sonst Plakatieren verboten ist, das Gesicht eines “best agers“, versehen mit seinem Namen und drei Buchstaben - der Abkürzung seiner Partei.

CDU, SPD, FDP, immer im Wechsel, zwischendurch noch mal ein Grüner oder die Linken.

Das Wahlplakat im Jahr 2009 ist mir schlicht und weg ein Rätsel. Nun studiere ich schon Fächer wie Öffentlichkeitsarbeit, und trotzdem will es mir nicht in den Sinn, warum den Parteien durch die Bank weg nichts besseres einfällt, als ihre Wahlkandidaten in Übergröße an jede Straßenecke zu kleistern. Sollen das packende "Hingucker" sein? Das widerspricht eher allem, was ich bislang über modernes Marketing und visuelle Kommunikation gelernt habe.

Ich will mich nicht in die Riege der ständig Meckernden einreihen. Menschen heutzutage für Politik zu begeistern ist mit Sicherheit ein schwieriges Unterfangen und Werbung daher nötig, damit überhaupt jemand zur Wahl geht. Aber es ist doch auffällig, dass kaum ein Plakat etwas über den Inhalt des Parteiprogramms aussagt. In Zeiten, in denen so viele Dinge nicht mehr vor meiner Haustür entschieden, sondern zunehmend Kompetenzen an die EU übertragen werden, interessiert mich der neue Haarschnitt oder die teure Krawatte des Lüneburger Spitzenkandidaten doch herzlich wenig. Viel mehr will ich wissen, wie die Partei Arbeitsplätze in der Region schaffen oder die Energiebilanz der Stadt senken will.

Stattdessen steht da: "Unser Land kann mehr." Einen kurzen Moment lang hatte ich gelesen: "Unser Land kann nicht mehr."

Katja Grundmann studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"