Mehr Wettbewerb wagen - das scheint das Motto der Stunde zu sein.

Überall hört man das Schlagwort und zu allen nur vorstellbaren Anlässen werden Wettkämpfe ausgeschrieben. Auch auf dem Campus wird das Konkurrenz-Prinzip gelebt.

Ein Nebeneffekt von Transparenz ist Selbstkritik. Denn bessere Einsicht in die Karten der anderen macht Vergleiche einfach.

Wenn eine Ergebnisliste aushängt, schaut man nicht nur auf das Resultat hinter der eigenen Matrikelnummer. Unweigerlich gleitet der Blick über die gesamte Notenspalte. Wie liege ich im Feld?

Auch berufliche Netzwerkplattformen im Internet bieten endlose Möglichkeiten zum Kräftemesse. Ein Klick auf die Steckbriefe der Studienkollegen genügt. Wer hat mehr Berufserfahrung, die Praktika bei den angeseheneren Einrichtungen oder war womöglich länger im Ausland?

Auch ein Blick auf die Gestaltung des Campus zeigt: die Möglichkeiten, Vergleiche anzustellen, bieten sich hier zu konsequent, als das es noch Zufall sein könnte. Die Bibliothek bietet durch die Anordnung der Arbeitsplätze optimale Voraussetzungen für das Ausspähen der anderen. Wer arbeitet länger, und wer driftet mit den Gedanken ab? Und auch akustisch wird hier regelmäßig zum Wettbewerb angetreten: Schnelltippen auf dem Notebook - Sprint und Langstrecke. Die gläserne Mensa zeigt dem bedächtigen Kauer den Seminarkollegen schon wieder auf dem Weg in den Hörsaal.

Manchmal ist der Blick nach links und rechts ja auch gar nicht verkehrt. Aber mir reicht meistens der Kampf mit mir selbst.

Dagmar Willems studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg.

Täglich in der Lüneburger Rundschau: Die Kolumne "Campus inside"