Erstmals hat ein Patient die Krankheit in Deutschland übertragen. Dennoch sehen Behörden keinen Grund zur Panik. Der Hamburgerin geht es besser.

Das erste Mal seit Ausbruch der Mexiko-Grippe hat es in Deutschland eine Übertragung von Mensch zu Mensch gegeben. Eine 42 Jahre alte Krankenschwester aus Niederbayern, die selbst nicht in Mexiko war, steckte sich an einem der dortigen drei Patienten mit dem Virus an. Dennoch besteht nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden kein Grund zur Panik. Der Krankenschwester gehe es wieder gut, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker. Die bisher bundesweit nachgewiesenen fünf Fälle, darunter vier in Bayern und einer in Hamburg, verliefen insgesamt milde.

Die an der Mexiko-Grippe erkrankte Hamburger Patientin (22) befindet sich auf dem Weg der Besserung, so das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Sie liegt weiterhin isoliert und wird mit einem Grippemittel behandelt. Auch ihr Begleiter bleibt in einem Isolierzimmer, obwohl bisher alle Tests negativ waren.

RKI-Chef Hacker rechnet "mit weiteren Ansteckungen auch innerhalb Deutschlands". Unterdessen ist zudem in Großbritannien das Virus erstmals von Mensch zu Mensch übertragen worden. Der Betroffene ist ein enger Bekannter eines Paares, das sich bei seiner Hochzeitsreise nach Mexiko infiziert hatte.

Weltweit ist die Zahl der bestätigten Erkrankungen nach Angaben des EU-Zentrums für Seuchenbekämpfung (ECDC) bis Freitag auf mehr als 480 gestiegen. Dabei tauchte das Virus nun auch in Asien auf - in Hongkong wird ein Mann aus Mexiko behandelt. Die Zahl der Todesfälle war Freitag weltweit auf 13 geklettert, zwölf davon in Mexiko und einer in den USA.

Die WHO hatte bereits am späten Mittwochabend die Warnstufe für eine Grippe-Pandemie auf 5 heraufgesetzt. Das Institut für Notfall-Medizin der Asklepios-Kliniken in Hamburg geht nun davon aus, dass die WHO noch am Sonnabend die Stufe 6 ausrufen wird. "Damit würde die Organisation offiziell eine weltweite Pandemie feststellen", so Dr. Heinzpeter Moecke, Leiter des Instituts.

In Deutschland boome der Absatz des Medikaments Tamiflu, meldet der Branchendienst Insight Health. Demnach wurden in einer Woche so viel Packungen verkauft wie sonst in einem Winter. Beim zweiten neu bestätigten Grippe-Patienten in Deutschland handelt es sich wie bei den drei Ersten um einen Mexiko-Urlauber. Er lebt in Oberbayern und ist Mitte 20. Wie zwei weitere Patienten aus Bayern ist er bereits wieder gesund. Ein 37-Jähriger wird dagegen weiter im Uniklinikum Regensburg behandelt, er leidet an einer chronischen Grunderkrankung.

Bayern stockt nach Angaben von Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) angesichts der Situation seine Vorräte an Grippemedikamenten auf. Man peile Reserven für 30 Prozent der Bevölkerung an, bislang waren es 20 Prozent.

Mit den deutschen Fällen sind in Europa mindestens 30 Erkrankungen bestätigt, meldet das EU-Zentrum für Seuchenbekämpfung (ECDC). Insgesamt sind Erkrankungen aus Spanien (13), Großbritannien (8), Deutschland (5), Österreich (1), Dänemark (1) Niederlande (1) sowie aus der Schweiz (1) bekannt. Die EU-Staaten wollen im Notfall ihre Medikamentenvorräte teilen. "Für den Fall, dass es zu einer Eskalation kommt, haben die Mitgliedstaaten mit größeren Medikamentenvorräten ihre Bereitschaft versichert, den anderen zu helfen", teilte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou mit.

Die massive Erhöhung der Krankenzahlen außerhalb Europas innerhalb eines Tages von 155 auf 454 beruhe vor allem auf neuen Daten aus Mexiko, so das ECDC. Es meldete alles in allem 312 bestätigte Fälle. Die Zahl der Grippetoten stieg inzwischen auf 15.

Dass die Krankheit in Mexiko so viel heftiger verlaufe als bislang in Deutschland, sei vermutlich auf die derzeitige Grippesaison in dem südamerikanischen Land zurückzuführen, so RKI-Chef Hacker. "In Deutschland ist die Grippeperiode bereits beendet, die Menschen haben eine gewisse Immunität gegen die Influenza-Viren aufgebaut."