Vielleicht wird bereits im Herbst eine Impfung möglich sein. Bis dahin kann man sich nur mit Masken und Hygienemaßnahmen schützen.

Fast 30 000 Menschen in 74 Ländern sind an der Mexiko-Grippe erkrankt, 145 daran gestorben. Die Infektion breitet sich auch weiter rasant aus, was die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag dazu veranlasst hat, die Pandemie-Warnstufe sechs auszurufen. Jetzt scheint ein Impfstoff gegen die neue Influenza in Sicht zu sein. Am Freitag meldete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen (Hessen), dass mit der Produktion umgehend begonnen werden könne. Alle Hersteller hätten inzwischen das sogenannte Saat-Virus mit dem abgeschwächten Erreger der neuen Mexiko-Grippe von der WHO bekommen. Das Paul-Ehrlich-Institut ist in Deutschland für die Freigabe von Impfstoffen zuständig. Für den deutschen Markt produzieren die Unternehmen Novartis in Marburg und GlaxoSmithKline in Dresden den Impfstoff. Der Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, geht aber davon aus, dass er erst im Herbst einsatzfähig sein wird.

Zum Schutz vor der Mexiko-Grippe seien zwei Impfungen nötig, weil es sich um einen ganz neuen Virustyp handele, sagte eine PEI-Sprecherin.

Für welche Personengruppen die Impfung ratsam sei, entscheidet sich aber erst, wenn der Impfstoff fertig ist. Gegen die gewöhnliche saisonale Grippe gilt die Impfempfehlung unter anderem für ältere Menschen und für solche Personen, die in Kontakt mit vielen Menschen kommen. Wahrscheinlich werde für viele Menschen die Impfung gegen beide Grippe-Arten empfohlen.

Unterdessen breitet sich die Infektion auch in Deutschland weiter aus. Nachdem in Düsseldorf bei 46 Kindern einer japanischen Schule und drei Elternteilen das Virus H1N1 nachgewiesen worden ist, wird dort mit weiteren Fällen gerechnet. "Es ist etwas dazugekommen", sagte am Freitag ein Sprecher der Stadt. Genaue Zahlen gebe es aber noch nicht. Zwei Labore in Düsseldorf werten mehrere Hundert Proben aus. Getestet werden alle ermittelten Kontaktpersonen der erkrankten Schüler. Insgesamt sind laut RKI in Deutschland inzwischen 116 Fälle der Mexiko-Grippe gemeldet worden.

Zum Schutz vor der Infektion hat der Düsseldorfer Medizin-Professor Dieter Häussinger die Bürger zu sorgfältiger Hygiene aufgerufen. Das Virus verbreite sich wie die herkömmliche Grippe über Tröpfcheninfektionen, erläuterte er. Deshalb könne jeder Einzelne einer Ansteckung vorbeugen, indem er sich häufig die Hände wasche und benutzte Papiertaschentücher wegwerfe. "Das Tragen eines Mundschutzes wäre aber noch übertrieben", sagte der Mediziner. "Das Virus verbreitet sich leicht. Bei mehr Neuinfektionen wird die Chance größer, dass sich das Virus schlechtere Eigenschaften aneignet", erläuterte Häussinger. Es wäre fatal, wenn das hochinfektiöse und leicht veränderliche H1N1-Virus beispielsweise irgendwann eine schwerere Form der Grippe übertrage.

Aktuell litten die meisten Erkrankten an den typischen Grippesymptomen wie Fieber, Gliederschmerzen und Schnupfen. Ihre Beschwerden besserten sich jedoch schnell. In der Regel blieben die Patienten so lange im Krankenhaus, bis sie virenfrei seien. Der bislang leichte Krankheitsverlauf sei auf eine rasche Identifizierung des H1N1-Virus bei den Patienten und eine angepasste Behandlung zurückzuführen. "Es kommen aber vielleicht Leute dazu, die Begleiterkrankungen haben", sagte Häussinger. Für sie könne die Mexiko-Grippe gefährlich sein.