Kommentar

Das Bild oben ist ein Werbemotiv für den Apple iPod: Was würde Jesus hören? Wenn man den Kölner Weltjugendtag vor Augen hat, erscheint die Frage gar nicht abwegig. Weil sie zu dem Lebensgefühl paßt, das die Jugendlichen in Köln feierten. Da befand sich Jesus auf Plakaten und T-Shirts mitten in einem Gute-Laune-Spektakel, nicht als himmlisch ferner Märtyrer, sondern wie einer, der einfach dazugehört; der vielleicht auch "Goldfrapp" oder die "Kaiser Chiefs" im iPod hören würde.

Vieles am Weltjugendtag erinnerte an ein Rockfestival: Isomatten, bunte Hüte, Wandern von Bühne zu Bühne, geduldiges Warten auf den Main Act (den Papst). Das hat der Weltjugendtag, wie schon der Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin, gezeigt: Für Jugendliche und junge Erwachsene ist Glaube vor allem ein Gemeinschaftserlebnis. Ohne Komfort, nicht theologisch geordnet, sondern wie in einer Zeltstadt mit vielen Türen. Sogar die Trauer um Frère Roger wurde in Köln zu einem Akt der Gemeinschaftlichkeit. Der Begründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taize bewachte den Glauben nicht, er öffnete mit seiner ganz eigenen Demut einen Raum für Spiritualität quer durch die Konfessionen. Das spüren die Jugendlichen und fühlen sich eingeladen.

"What if God was one of us?" sang die Musikerin Joan Osbourne vor ein paar Jahren auf dem Rockfestival in Roskilde, "what if he was a holy Rolling Stone?" (Was, wenn Gott einer von uns wäre? Wenn er ein heiliger Rolling Stone wäre?) Das Publikum in Roskilde, von dem nun wirklich niemand Glaubensbekenntnisse erwartet, sang den Song auswendig mit. Weltjugendtag, Taize, Roskilde - man muß kein Prophet sein, um aus den drei Beispielen dasselbe Bedürfnis von Jugendlichen zu lesen: Laßt doch Glauben wieder Gemeinschaft, Freude, Neugier sein statt Abgrenzen, Fingerheben, Gehorchen. Mein Gott, wie recht sie haben.