Es war zu erwarten: Nach dem rasanten Bucherfolg wird Dan Browns "Sakrileg" jetzt verfilmt. Das Publikum darf eine gehetzte Schnitzeljagd à la Indiana Jones mit Tom Hanks in der Hauptrolle erwarten, mehr nicht. Denn eine dürftige Romanvorlage gibt selten einen wertvollen Film. Trotzdem muß man damit rechnen, daß Massen die Kinos stürmen in der Hoffnung, auf der Leinwand das zu sehen, was schon im Buch nicht zu lesen war: die Wahrheit über Jesus.

Wieso aber dieser Erfolg? Jesus zieht immer; und panische vatikanische Reaktionen haben Browns Buch zusätzlich unnötige Popularität verschafft. Si tacuisses . . .

Was Neues über Jesus? Eine Liebesbeziehung zu Maria Magdalena und ein Kind? Sex sells und Jesus auch. Das hat schon Andrew Lloyd Webber gewußt. Den fernen Jesus reinholen in unsere Zeit, ihn zum Menschen machen wie du und ich und ihn damit der Vergottung durch eine entrückte Kirche zu entreißen, der man sich längst entwachsen glaubt: Ist das der heimliche Wunsch, den Dan Brown uns zu erfüllen verspricht?

Will er uns Jesus neu schenken und uns genüßlich zuschauen lassen an der Entlarvung einer gemeinen Kirche, die doch nichts anderes ist, als eine Ansammlung von Geheimbündlern und Verschwörern à la Opus Dei, die so fiese ist, der Welt das Philipper-Evangelium (in Wirklichkeit 1949 in Ägypten entdeckt und seither gut erforscht) vorzuenthalten. In dieser Fantasy-Wirklichkeit kann Dan Brown den Erlöser spielen, und wir dürfen dabei sein, wenn der Romanheld, Professor Robert Langdon, aus dem Nähkästchen der symbolologischen Wissenschaft (die es gar nicht gibt) plaudert.

Nur vom echten Jesus erfahren wir fast nichts. Und das wird sich wohl auch bei der Verfilmung nicht ändern. So ist "Sakrileg" nichts anderes als ein Harry Potter für Ausgewachsene.

Ein Fazit? Jesus aber geht uns irgendwie an, und der Mann aus Nazareth bleibt spannend, letztlich sogar ohne sex and crime und Symbolologie.