Der Knabenchor St. Nikolai studiert Mozarts Totenmesse ein. Kein leichtes Thema für acht- bis zwölfjährige Jungs. Wie gehen sie damit um?

Von einem geheimnisvollen Boten aus dem Jenseits soll Mozart den Auftrag erhalten haben, seine eigene Totenmesse zu schreiben, an der er fieberumnachtet bis zu seinem Ende im Dezember 1791 arbeitete. Eine Legende. Tatsächlich beauftragte Graf Walsegg zu Stuppach Mozart per Boten mit der Komposition der Totenmesse, die er zu einem Trauergottesdienst für seine verstorbene Frau aufführen wollte. Mozart konnte dieses Requiem nicht mehr beenden. So landete die Partitur nach einigen Zwischenstationen bei seinem Schüler F. X. Süßmayr, der sie schließlich vollendete.

Als Auftakt zum Mozartjahr 2006 studiert der Knabenchor St. Nikolai unter der Leitung von KMD Rosemarie Pritzkat das Requiem ein. Zum ersten Mal wird es am 12. November 2005 um 19 Uhr in der Hauptkirche St. Nikolai von Knaben gesungen. In dem Programm "Magic Mozart" korrespondiert die "Totenmesse" mit der "Zauberflöte", die ebenfalls in Mozarts Todesjahr entstanden ist, und Mozart-Texten, die Probst Johann Hinrich Claussen bearbeitet hat.

"Die Musik ist nicht grausig. Sie gefällt uns, und wir singen einfach", sagen Anton (8) und Maxi (9), "eigentlich denken wir dabei nicht an den Tod, nur an einen guten Auftritt." Daß die Texte lateinisch sind, bereitet ihnen auch keine Schwierigkeiten. Aaron (10) und Julius (11): "Es wird so ausgesprochen, wie es geschrieben wird. Wir singen vom Blatt, und dabei lernt man die Verse auswendig." Anders sähe es aus, wenn sie deutsch wären, meint Tom (12). Und Max (12): "Die Musik ist einfach schön. Das Thema ist nicht so schlimm. Wir singen ja auch Bachs Johannes-Passion."

Rosemarie Pritzkat, die seit 1991 den Knabenchor sehr erfolgreich aufgebaut hat, vertritt den hohen künstlerischen Anspruch dieses Programms auch gegenüber den Kleinsten. "Ich erlebe, daß Kinder mit Musik und Text eines anspruchsvollen Werkes gleichermaßen selbstverständlich umgehen. Auch beim Requiem, das wie die ,Zauberflöte' den Tod thematisiert und die Prüfungen, denen wir im Leben unterworfen werden, um den Tod zu überwinden und zur Weisheit zu gelangen. Der Tod aber hat für die meisten Kinder kein schreckliches Gesicht. Er ruft eher eine natürliche Scheu hervor, die uns Menschen angeboren ist. Die letzte Tiefe eines Mozartrequiems können die kleineren der Knaben vielleicht noch nicht ganz verstehen, aber doch so viel, wie es für sie gut ist und paßt."